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Bhutan: Was ist wichtiger? Glück oder Geld?

Aktualisiert: 4. Apr. 2023

Bhutan, versteckt in den hohen Bergen des Himalayas, öffnet sich nur sehr behutsam für Touristen. Prachtvolle Klöster, Gebetsfahnen, tiefgläubige Buddhisten, unberührte Natur und die atemberaubende Landschaft bieten genug Gründe, das Land zu besuchen. Hier wird Glück höher bewertet als Wohlstand. Die berühmten Klosterfeste, auch als Tshechu bekannt, sind ein farbenfrohes Spektakel, das die Kultur und Traditionen Bhutans zeigt - das will ich natürlich nicht verpassen …

Bhutans Tigernestkloster Taktsang Lhakang steht hinter bunten Gebetsfahnen an einer mächtigen Granitwand.

Das Tigernestkloster „klebt“ an einer mächtigen Granitwand

Ich schaue gespannt aus dem Fenster. Wie wird es wohl aussehen, das Land, von dem wir im Westen fast nichts wissen?

Als unsere Boing den einzigen Flughafen des Landes ansteuert, muss der Pilot durch ein schmales Tal steuern. Es scheint, als ob die Flügel die grünen Hänge fast berühren. Landeanflug in Paro. Wie durch ein Wunder setzen wir sanft zwischen den Bergen auf. Der Flughafen und die bhutanesischen Gebäude, die wir von hier schon erhaschen können, sehen nach einer gelungenen Mischung aus schweizer Chalet und buddhistischem Tempel aus.


Wir sind im Land unserer Träume gelandet. Wir sind in Bhutan!

Hier der - wie immer verwackelte - Film:

Der Legende nach hörte der tibetsche Heilige Tsangpa Gyare Yeshe Dorji im 11. Jahrhundert einen gewaltigen Donner, den er für die Stimme eines Drachens (auf bhutanesisch Druk) hielt. Diese Stimme proklamierte laut die Lehren Buddhas. „Der Heilige“ gründete daraufhin die Sekte Drukpa Kargyupa. Als diese dann im 17. Jahrhundert die bhutanesische Staatsreligion wurde, war auch der Name des Landes gefunden:


Druk Yul: das Land des Donnerdrachens.

Viele Legenden spinnen sich auch heute noch um das kleine Land, das eingekesselt zwischen den zwei Riesen Indien und China liegt. Alte Mythen sind hier noch lebendig, (Aber-)Glaube ist normaler Alltag, Berge und Sträucher haben eine Seele. Die traditionelle Tracht ist gesetzlich vorgeschrieben: Männer tragen den klassischen Gho, ähnlich einem schottischen Kilt, mit schwarzen Kniestrümpfen und Lackschuhen. Frauen benutzen den fein gewebten Stoff als eine Art Wickelkleid (Kira), das an den Schultern mit Silberspangen zusammengehalten wird.


Jahre war das Land von der Außenwelt abgeschirmt. Der König wollte die Kultur im Land erhalten.

1960 wurde die erste Strasse gebaut, in den 80ern wurde Bhutan vorsichtig dem Tourismus geöffnet, seit 1999 gibt es Fernsehen und inzwischen kann jeder Bürger auch im Internet surfen.

Das Königreich erlaubt keinen Individualtourismus. Reisende müssen eine Tagespauschale von 200 US$ pro Tag bezahlen. Wahrscheinlich hat dieser hohe Betrag zu der Legende geführt, dass nur eine begrenzte Zahl Touristen in das Land dürfen. Tatsache ist, dass nur eine limitierte Anzahl ausländischer Besucher pro Tag beispielsweise ein Kloster besuchen kann. Schon am ersten Tag, bei unserem Besuch in das Trongsa Dzong (bhutanesisch für Fort,) verstehen wir diese Begrenzung.

Klicke auf das erste Bild um die Fotostrecke zu starten:

Eine Stunde laufen wir durch ein duftendes Kiefernwäldchen einen Berg hinauf.

Plötzlich lichtet sich der Wald und wir sehen eine weiße Stupa (buddhistischer Reliquienschrein) im Sonnenlicht strahlen. Die Aussicht war die Anstrengung wert:

Gebetsfahnen knattern im Wind und über uns schmiegt sich das Kloster an eine steile Granitwand.

Die Mönchsbehausungen wimmeln von Männern in roten Kutten, die ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Kaum haben wir den Klosterhof betreten, sehen wir tausende von Butterlampen, die ihren Stiftern Glück bringen sollen. Durch eine mit Stoff verhangene Tür gelangen wir in das Innere (natürlich nur nachdem wir vorher unsere Schuhe ausgezogen haben). Spätestens jetzt wird jeder Besucher verstehen, warum es die Limitierung gibt: Wir sind die einzigen Touristen!

Der blankpolierte Fußboden des Tempels schimmert in den warmen Farben, des Holzes, die Wände sind teilweise mit uralten Wandmalereien versehen, Mönche sitzen im Schneidersitz auf dem Boden und rezitieren Buddhas Lehren, Andere blasen in riesige Hörner. Der Tempel strahlt eine bewohnte Gemütlichkeit und gleichzeitig eine tiefe Ruhe aus. Am liebsten würden wir hier stundenlang sitzen und zuhören.


Bhutan hat so viel zu bieten, dass man sich als Reisender ganz genau überlegen muss, was man machen, sehen, erleben möchte. Zur Auswahl stehen alte Klöster, Wanderungen durch unberührte Natur, Meditieren und farbenprächtige Klosterfeste und Relaxen. Unsere Gastgeberin wohnt etwas außerhalb von Thimpu (der Hauptstadt des Landes) auf einem Berg. Um uns nach der anstrengenden Reise richtig zu verwöhnen, verschreibt sie uns als erstes ein „Heißes Stein-Bad“. Nur flache Flusssteine dürfen dafür verwendet werden – sie werden in einem Holzfeuer so lange erhitzt bis sie rot glühen. Schnell erwärmen sie einen großen Behälter mit Quellwasser, der mit Kräutern angereichert ist. Sobald wir in den Holzzubern sitzen überfällt uns die entspannende Wirkung ....

Willkommen in Bhutan!
Pilger an dem Gebetsmühlen eines Klosters in Bhutan

Thimpu ist die einzige Hauptstadt der Welt, die keine Ampeln besitzt.


Der König musste der Volksstimmung klein beigeben, die diese zu unpersönlich fand. Jetzt steht wieder ein Polizist an der einzig größeren Kreuzung und winkt die wenigen Autofahrer durch.

Bhutan hat ähnlich viele Einwohner wie Frankfurt am Main, allerdings auf einer Fläche so groß wie die Schweiz. Im Gegensatz zu seinen Nachbarstaaten strahlt Bhutan in allen Bereichen Ruhe aus. Internationale Aufmerksamkeit erregt das Land allenfalls durch unkonventionelle Initiativen wie die offizielle Einführung des Konzeptes von “Gross National Happiness” (übersetzbar mit “Bruttosozialglück”) als Leitlinie der Entwicklungspolitik, oder das landesweite Verbot von Zigarettenverkauf und Plastiktüten aus Gesundheits- und Umweltmotiven.


2005 wurde der König Jigme Singye Wangchuck mit dem Champions of Earth Award ausgezeichnet. Am 30.April 2006 wurde er vom Time Magazine, als einer der 100 Menschen gewählt, die die Welt verändern. Zu diesem Zeitpunkt war seine revolutionärste Entscheidung noch gar nicht publik. Erst am 14. Dezember letzten Jahres wurde bekannt, dass er sein Amt zugunsten seines Sohnes Jigme Khesar Namgyel Wangchuck niedergelegt hat.

Mit 52 Jahren wäre alleine dieser Schritt ungewöhnlich genug, aber das eigentlich Ungewöhnliche ist, dass er nicht nur seine Macht, sondern die aller kommenden bhutanesischen Könige abgibt: Er eröffnet freiwillig den Weg in eine konstitutionelle Monarchie.

Im Land des Donnerdrachens gibt es sie noch die Märchen, in denen der guten König sein Volk wichtiger ist, als er sich selbst.

Nach Tagen der Ruhe, ausgedehnten Wanderungen, dem grossartigen Klosterfest in Paro mit seinen farbenprächtigen Maskentänzen und vielen, vielen Geschichten über Heilige, Steine, Berge und den König muss ich leider zurück in die Wirklichkeit, aber schon jetzt bin ich mir sicher, dass ich wiederkomme ... Auf Wiedersehen Bhutan!

Informationen:

Allgemeine Auskünfte zu Bhutan gibt in englischer Form, unter http://www.tourism.gov.bt

Anreise:

Lufthansa fliegt für ca 600€ nach Delhi. Von dort geht es nur mit Druk Air (ca. 488€) www.drukair.com.bt/ weiter.

Planung:

Bhutan hat eine Tagespauschale, die jeder Gast bezahlen muss. Diese beträgt von März-Mai, September-November 250 US$. Alle anderen Monate sind Nebensaison und werden mit 200 US$ berechnet. Was sich auf den ersten Blick als sehr hoch anschaut, relativiert sich wenn man betrachtet, dass diese Kosten Übernachtung, Essen, Reiseführer, Transport im Land und sogar Lasttiere für Trecks beinhaltet. Reisen kann man direkt im Internet über eine bhutanesische Agentur buchen (nur auf Englisch) http://www.tourism.gov.bt/directory/tour-operator, oder man bucht pauschal über einen deutschen Anbieter, wie beispielsweise dem DAV Summit Club.

Übernachtung:

Die Hotels haben alle „en suite“ Badezimmer und fliesend warmes Wasser und wurden von der Tourismusbehörde abgenommen.

Essen und Trinken:

Essen und alkoholfrei Getränke sind Teil der Tagespauschale. Meistens bieten Restaurants Buffets an, bei denen der Gast wählen kann was ihm am besten schmeckt. Die bhutanesische Küche dämpft die meisten Zutaten und ist unglaublich lecker. Das erste Mal Chilischoten mit Käse (traditionelles bhutanesisches Gericht) bleibt jedem Besucher in Erinnerung ...

Erleben:

Ein ganz besonderes Erlebnis ist ein Besuch eines der Klösterfeste (Tchechu). Besonders die farbenprächtigen Maskentänze und das Enthüllen der riesigen Thanka ist es wert seine Reise mit einem dieser Feste zu verbinden. Aktuelle Termine gibt es unter: http://www.bhutantravelbureau.com/tours-and-treks/festival-tours/paro-tsechu/

Die berühmteste Sehenswürdigkeit Bhutans ist das Tigernestkloster (Taktsang Lhakang) auf 2950 m. An einem steilen Abhang „klebt“ es an einer mächtigen Granitwand. Durch einen Nadelwald schlängelt sich ein Pfad ca. 1,5 Stunden steil bergauf. Weniger Sportliche können sich auch von einem Pony hinauf tragen lassen.

Punakha Dzong liegt zwischen zwei Flüssen mächtig auf einer Insel. Früher war hier der Sitz des Königs. Die Versammlungshalle mit den 100 Säulen ist auch heute noch beeindruckend.

Für ambitionierte Bergsteiger gibt es von Halbtages- bis 24-Tage-Wanderungen alles was das Herz begehrt. Der Snowman (auf deutsch Yeti!) Treck gehört zu einem der anspruchsvollsten Trecks weltweit. Touristisch kaum erschlossene Pfade führen zu entlegenen Yak-Almen und Wäldern mit seltener Bergflora, durch abgelegene Dörfer und über mehrere schneebedeckte Hochgebirgspässe von über 5.000 m. Im Hintergrund die prachtvollen Bergpanoramen des Himalajas. Vielleicht trifft man ja mit etwas Glück sogar den Yeti. Alle mehrtägigen Wanderungen sind inkl. Koch, Ponys/Yaks, Trägern und einem Bergführer.

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