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TANSANIA - HEIMWEH NACH DER FREMDE


Als ich im Alter von 17 Jahren das erste Mal in Namibia aus dem Flugzeug stieg, fühlte sich die unbekannte Welt erstaunlich vertraut an. Alle Aufregung und Angst vor der Fremde fielen von mir ab. Ich wusste, es war die richtige Entscheidung gewesen, mich aufzumachen, um meine zweite Heimat kennenzulernen.

Ich bin dort geboren. Meine Eltern verschlug es in den 1970er- Jahren aus beruflichen Gründen nach Windhuk, der Landeshauptstadt. Als ich drei Jahre alt war, ging meine Mutter mit mir nach Deutschland zurück. Mein Vater blieb und mit ihm meine Verbindung zu Afrika. Doch bei meinem ersten Besuch merkte ich schnell, dass das Leben, das er dort führt, nichts damit zu tun hat, wovon ich träumte. Abgeschottet in einer Enklave von weißen Afrikanern. Verhaftet in Vorurteilen.

Sieben Jahre später wollte ich das echte Afrika kennenlernen. Deshalb fuhr ich auf meiner zweiten Reise mit einem umgebauten Lastwagen einen Monat lang von Simbabwe nach Kenia: 5000 Kilometer staubige Straße durch atemberaubende Natur. Am meisten beeindruckte mich die Serengeti (das Wort des Massai-Stamms für "unendliches Land") und der Kilimandscharo. Einmal dort oben auf dem sagenumwobenen Berg stehen! Ich hatte meinen Sehnsuchtsort gefunden. Dieses Jahr buchte ich endlich: Tansania.

Das Dach Afrikas

Schon vom Flieger aus kann man ihn sehen: Die Spitze des Kilimandscharos, mit 5895 Metern der höchste Punkt Afrikas, glüht im Licht der aufgehenden Sonne. Am Flughafen begrüßt uns Joseph, ein sportlicher, hoch gewachsener Massai, mit einem freudestrahlenden "Karibu". Willkommen. Er wird in den kommenden sechs Tagen meinen Freund Richard und mich als Guide begleiten. Und seine Crew wird während der Bergwanderung für uns kochen und die Zelte aufschlagen.

Der Weg auf den Krater führt zunächst durch üppige Bananen- und Maisplantagen. Doch schnell ändert sich die Vegetation. Wir durchqueren einen Nebelwald mit moos- und flechtenbehangenen Bäumen. Schwarz-weiße Äffchen springen munter von Ast zu Ast. Ein winziger Kolibri schlürft den Nektar einer feuerroten Fackellilie. Die bunten Blumen stehen im grellen Kontrast zu dem schroffen Vulkangestein. Wir steigen immer höher. ​​Richard kämpft mit der dünnen Luft . Auf 3600 Metern muss er sich hinlegen: Kopfschmerzen und Übelkeit, typische Symptome der Höhenkrankheit. Gegen sieben Uhr beginnt es zu dämmern und nur wenige Minuten später umfängt uns Dunkelheit.

Bei Suppe und frischem Gemüse unterhalte ich mich mit der Crew. Und bin baff: Die Männer kennen Angela Merkel, Horst Köhler und Oliver Kahn. Ich kann zwar nicht mit prominenten Namen aus Tansania aufwarten, doch zum Glück bin ich Fußballfan. So geht uns der Gesprächsstoff lange nicht aus.

Sonnenaufgang vom Kraterrand

Die Nacht vor der endgültigen Gipfelbesteigung endet, bevor sie überhaupt angefangen hat: Um 23 Uhr wirft uns Joseph aus den Federn. Während mein Freund und ich kaum genug Luft zum Atmen haben, erzählt uns der Guide Geschichten seines Landes. Er läuft so leichtfüßig, als mache er einen Sonntagsspaziergang! Heute bin ich es, der die Höhenluft zu schaffen macht. So sehr, dass ich meinen Wunsch, das "Dach Afrikas" zu erklimmen, fast schon bedaure. Nie hätte ich mir den Aufstieg so quälend vorgestellt. Als ich Stunden später - pünktlich zum Sonnenaufgang - auf dem Gipfel stehe,

fühle ich mich wie in Trance. Vor mir leuchten der riesige Vulkankrater und die schneeweißen Gletscher im glutroten Licht. Ein überwältigender Anblick! Mich überkommt ein unglaubliches Glücksgefühl. Ich habe es geschafft ! Wieder im Tal verabschieden wir uns von der Crew. Und bevor wir unser nächstes Ziel ansteuern, blicken wir noch einmal zurück. Immer noch strahlt die schneebedeckte Spitze - sonst so oft in Wolken gehüllt - im Sonnenlicht.

Die Zebras stehen paarweise zusammen - für den besseren Überblick

Die zweite Etappe unserer Tour ist eine Safari, was auf Swahili "Reise" bedeutet. Auch hier bekommen wir einen Guide zur Seite gestellt. Godfrey ist ein älterer Herr mit Silberblick und grauen Haaren, der an jeden Satz ein wohlwollendes "... hm?" anhängt. Keine Ahnung, wie er es schafft, dass sein Safarianzug während der gesamten Fahrt trotz Staub und brüllender Hitze strahlend sauber bleibt.

Nach der Bergbesteigung fühlt sich der Trip durch die Serengeti wie ein Wellnessurlaub an. Der Nationalpark ist für die Wanderschaft der Gnus berühmt. Tausende von Hufen lassen die Erde erzittern, wenn sich riesige Herden auf den Marsch machen. Ein Anblick, den ich zu gern erleben würde. Auf unserer Suche sind wir nicht allein. Hinter Büschen und Steinen lauern die Raubtiere: An einem Tag zählen wir 27 Löwen, 9 Geparden und 1 Leoparden.

Bald erreichen wir den Ngorongoro-Krater am Rande der Serengeti. Er bildet eine Art Kessel, in dem sich die unterschiedlichsten Tierarten versammeln - eine gigantische Arche Noah. An einem kleinen See treffen wir auf eine Schulklasse, die einen Ausflug macht. Die Kinder finden uns Europäer interessanter als die wilden Tiere. Neugierig, ohne jede Berührungsangst, laufen sie auf uns zu. "Jambo."

Während wir Erwachsenen staunend den badenden Flusspferden zusehen, können die Kinder kaum glauben, dass es in Deutschland keine Zebras gibt, die frei herumlaufen. Das Lachen der Kleinen steckt an. Und wie so oft auf dieser Reise frage ich mich, ob der Grund dafür, dass ich mich so willkommen fühle, darin liegt, dass ich auf diesem Kontinent geboren wurde. Mich fasziniert die großartige Natur, die wilde Ursprünglichkeit. Ich bin beeindruckt davon, wie offen und unvoreingenommen die Menschen hier sind.

Am Matemwe Beach auf Sansibar ist der Sand weiß wie Schnee

Am Ende unserer Safari bringt uns eine kleine Propellermaschine auf die Insel Sansibar. Ich liege in meiner Hängematte und lausche den Wellen, die sanft an den Strand schwappen. Ein paar Meter entfernt ernten Frauen in bunten Gewändern dunkelgrünen Seetang. Und da ist es wieder, das vertraute Gefühl, das ich schon bei anderen Afrika-Besuchen spürte. Nur viel stärker. Jetzt weiß ich, ein Teil von mir ist hier zuhause. Ich werde immer wiederkehren.

Reisetips:

Tansania gilt als eines der sichersten Reiseländer Afrikas. Informationen zu Gesundheitsvorsorge, Einreise und politischer Situation gibt die Botschaft der Vereinigten Republik Tansania in Bonn. www.tanzania-gov.de

Ein Visum kann man bei der Ankunft für 50 Dollar bekommen. Wer das im Vorfeld erledigen möchte, wendet sich an die Botschaft.

Fliegen:

Die beste Reisezeit ist Juni bis Oktober und Dezember bis März. Condor fliegt einmal wöchentlich ab ca. 800 Euro von Frankfurt direkt zum Kilimandscharo International Airport oder nach Sansibar.

Wandern:

Der DAV-Summit Club bietet verschiedene Routen auf den Kilimandscharo mit deutscher Reiseleitung an (www.dav-summit-club.de).

Unterkünfte:

Ein erstklassiger Anbieter für Safaris ist Africa-Travel- Resource. Die Internetseite ist informativ, allerdings nur auf englisch (www.africatravelresource.com).

Das Ronjo-Camp garantiert "Jenseits von Afrika"-Feeling. Canvas-Zelte mit Badezimmer stehen mitten in der Serengeti. www.tanganyika.com

Die Kaffeeplantage Gibbs Farm befindet sich in der Nähe des Ngorongoro- Kraters. Mehrere geschmackvoll eingerichtete Cottages liegen verstreut in einem tropischen Garten. www.gibbsfarm.net

Die kleinen Strandhütten am Matemwe Beach auf der Insel Sansibar sind blitzsauber und bieten Stille und Erholung - hier hört man nur das Meer rauschen. www.matemwebeach.com

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