Albanien: Kajakabenteuer auf dem Shala River & Koman-Stausee
- Wibke Helfrich
- 11. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Die Tagestour mit dem Kajak über den Koman-Stausee zum Shala River war eines meiner Reisehighlights in Albanien. Hier meine Geheimtipps & die GPS Daten zum Nachpaddeln.

Abenteurliche Anfahrt von Shkodër zum Koman-Stausee
Schon die Anfahrt zum Koman-Stausee, auf dem wir eine Kajaktour auf dem Shala River machen wollen, ist eines der vielen Abenteuer in Albanien.
Seit fast zwei Stunden holpern wir über eine ausgewaschene Schotterstraße. Die Landschaft ist gigantisch - die Straße nicht.

Sie schlängelt sich am steilen Ufer des Drin entlang. Unter uns liegt der Fluss, der, obwohl er hier noch nicht einmal gestaut ist, eher einem See gleicht. Wie riesige Trampoline liegen Fischreusen auf dem Wasser.
Das Dorf Koman ist eine Ansammlung von etwas trostlos wirkenden Häusern, dahinter erhebt sich die 115 Meter hohe Staumauer und hunderte von Strommasten und Transformatoren, die die Wasserkraft in Strom umwandeln. Der Koman-Stausee wurde in den 80er Jahren gebaut und galt damals als das größte Wasserkraftwerk Südeuropas. Wegen Wassermangels musste die Stromproduktion in den letzten Jahren immer wieder gedrosselt werden.
Auf Höhe der Staumauer befindet sich ein grob in den Fels gehauener Tunnel. Sobald wir diesen passieren, eröffnet sich uns eine neue Welt: Ein kleiner Hafen schmiegt sich an die hohen, steilen Felswände. Rechts erhebt sich die Staumauer, aber da der See ziemlich voll ist, stört ihr Anblick kaum, und links gibt es nur hohe Felsen und den See.
Der Fluss hat tiefe Schluchten in die Berge der Albanischen Alpen gegraben. Der See zieht sich wie ein langer Schlauch über 34 Kilometer durch das enge Tal der Drin, das selten breiter als 400 Meter ist.
An der engsten Stelle ist der See zwischen hohen Felswänden kaum mehr als 50 Meter breit.

Nette Locals
Am Hafen winken uns junge Männer auf einen der wenigen freien Parkplätze. Wir fragen freundlich, ob wir in unserem Auto am Hafen schlafen dürfen. Wir dürfen, zumal wir bei den gleichen Herren für den übernächsten Tag eine Fähre und für den nächsten Morgen eine Kajakfahrt gebucht haben. Wir parken unser Auto direkt vor einem kleinen Kaffeehäusschen aus Holz, das jetzt am späten Abend schon sein Verkaufsfenster geschlossen hat. Langsam kehrt Ruhe ein: Alle Boote sind vertäut, die Gäste abgereist und auch die Arbeiter sind inzwischen ins Dorf zum Essen gegangen. Wir machen es uns auf der Kaimauer gemütlich und genießen die Stille.
Verkehrschaos am Morgen
Am nächsten Morgen ist es mit dem Frieden vorbei. In aller Herrgottsfrühe strömen unzählige Autos in den kleinen Hafen. Unter lautem Rufen der Parkplatzeinweiser versuchen sie zu wenden. Touristen kommen mit Bussen, der Kaffeeverkäufer öffnet seinen Laden und wir können unseren ersten Kaffee mehr oder weniger vom Bett aus bestellen.

Von der einzigen Anlegestelle im Süden des Sees starten alle Bootstouren und Fährverbindungen. Wer in den Norden oder auf den berühmten Shala River will, muss zwangsläufig von hier aus starten. Wir fahren mit der Autofähre ein Stück den See hinauf. Die Passagiere sind eine bunte Mischung aus Touristen und Einheimischen. Der Bug des Bootes ist vollgepackt mit Säcken und Gemüsekisten. An einer Anlegestelle, die nur aus einer einfachen Holzplanke besteht, steigen zwei Männer mit ihrem schweren Gepäck aus. Am Ufer warten Esel, um die Last den Berg hinauf zu tragen. Albanien, romantisch ländlich. Unromantisch, modern ist der Müll im Wasser. Immer wieder treiben einzelne Wasserflaschen und auch größere Plastikteppiche an uns vorbei. Die Balkanländer kämpfen mit den Müllmassen, die durch die steigende Zahl der Touristen entstehen. Müllvermeidung, -trennung und -entsorgung stecken noch in den Kinderschuhen. Ein Wermutstropfen an diesem sonst so schönen, sonnigen Tag.
Key Facts zum Kajak Tour auf dem Koman-Stausee zum Shala River in Albanien
♡-Faktor: ♡♡♡♡♡
Gehzeit: 3:30 h + Anfahrt
Länge:13,5 km
Erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Es gibt mehrere private Anbieter, die einen Transfer zwischen Shkodër und dem Fähranleger am Koman See anbieten
Anfahrt:
Die Anfahrt von Shkodër mit dem Auto ist ein kleines Abenteuer. Die SH25 ist eine Schotterpiste mit vielen Schlaglöchern.
GPS Daten: Ich habe Dir auf die Seite von Outdoor Active die GPS Daten zur Paddeltour geladen
Ausgangspunkt: Fähranleger am Koman See
Mit dem Kajak zum Shala River
Der Shala-Fluss wird als das Thailand Albaniens angepriesen: Schneeweiße Strände und türkisblaues Wasser vor strahlend weißen Kalkfelsen.
Wir haben einen halben Tag Zeit, diesen Fluss zu erkunden. Nicht genug, um bis zur Quelle zu paddeln. Aber hoffentlich genug, um einen guten Eindruck zu bekommen. Noch ahnen wir nicht, mit welchen Schwierigkeiten wir später zu kämpfen haben werden. Kaum haben wir die Mündung passiert, wird der Fluss auch schon enger. Bis zu 1.200 Meter ragen die Berge in den Himmel.
Wir gleiten zwischen mächtigen Kalksteinwänden hindurch und kommen uns vor wie die kleinen Hobbits im Herrn der Ringe.
Weiter flussaufwärts sind die steilen Berghänge komplett mit Büschen und niedrigen Laubbäumen bewachsen und sehen tatsächlich tropisch, thailändisch aus. Gemütlich paddeln wir an im Wasser liegenden Felsen vorbei und genießen den flaschengrünen Fluss und die grandiose Aussicht.

Gemütliches Guesthouses am See
Die Berge sind unverbaut. Erst als wir um eine weitere Kurve biegen, sehen wir ein kleines Häuschen über dem Wasser. Am Ufer stehen eine Art Glamping-Zelte und ein Holzsteg führt auf den Fluss, in dem mehrere Menschen plantschen, mit denen wir ins Gespräch kommen. Der Holzsteg gehört zu Neomalsore Agrotourism, dem einzigen Agriturismo am See, zu dem auch ein kleines Restaurant weiter oben am Hang gehört.
Wir beschließen, eine kleine Pause einzulegen. Über Treppen steigen wir an Weinbergen und Gemüsegärten vorbei zu einer Terrasse den Berg hinauf. Hier ist ein wunderbarer Platz für das Restaurant: Unter Weinreben zwischen alten Steinhäusern stehen rustikale Tische, liebevoll gedeckt mit Leinenservietten und schönem Geschirr. Vorsichtig nippen wir an unserem türkischen Mokka, um den Kaffeesatz nicht aufzuwirbeln. Ein bisschen traurig sind wir schon, dieses Paradies so schnell wieder verlassen zu müssen, aber spätestens um 14 Uhr müssen wir zurück am Fähranleger sein.
Gegenwind

Zunächst läuft alles nach Plan: Das Wasser gluckert unter unserem Boot und wir gleiten munter flussabwärts. Die Arme sind zwar etwas schwerer als am Morgen, aber das ist noch kein Problem. Als wir die Mündung des Drin erreichen, ändert sich das schlagartig: Von Süden her weht ein starker Wind und das vorher spiegelglatte Wasser bäumt sich wie auf dem Meer zu Wellen auf. Wir müssen kräftig paddeln, nur um unsere Position zu halten. Eigentlich ist es nur ein Kilometer Luftlinie von der Mündung bis zum Steg, aber wir brauchen fast eine Dreiviertelstunde, in der wir mit voller Kraft rudern. Anhalten geht nicht, sonst werden wir zurückgedrückt. Wir versuchen, näher ans Ufer zu paddeln, um eine möglichst windgeschützte Position zu finden. Doch alles vergeblich. Wind und Wellen treiben uns in die falsche Richtung. Als wir endlich am Steg ankommen, können wir kaum die Arme heben. Erschöpft steigen wir an Bord der Fähre und sind dankbar, dass wir jetzt Motoren haben und das Boot nicht mehr mit unserer Muskelkraft antreiben müssen.
Ende gut - Alles gut
Zurück am Hafen erlauben uns die netten Männer, unser Auto direkt auf der Fähre zu parken, mit der wir am nächsten Morgen nach Fierze fahren. Was für ein cooles Erlebnis: Wir dürfen im Auto auf der Fähre schlafen. Abends spielen wir Schnick Schnack Schnuck, wer den Wein aufmachen muss, denn unsere Arme sind fast zu müde, um den Korkenzieher zu bedienen. Wir haben unsere Klappstühle an Deck aufgestellt und legen die Füße auf die Reling - über uns leuchten zwischen den Felsen die Sterne.
Und freuen uns schon auf den nächsten Morgen, denn in Albanien ist jeder Tag - im positiven Sinne - ein kleines Abenteuer.
Information:
Allgemeine Informationen über Albanien findest du auf dieser Webseite.

Hinkommen:
Die Anfahrt von Shkodër mit dem Auto ist ein kleines Abenteuer. Die SH25 ist eine Schotterpiste mit vielen Schlaglöchern.
In Shkodër gibt es mehrere Touranbieter, die einen Shuttle zwischen der Stadt und dem Fähranleger anbieten. Die Abholzeiten sind auf die Kajaktour abgestimmt.
Erleben:
Die Fähre (Auto) und die Kajaks auf dem Komani-See kannst du bei der Fährgesellschaft Berisha buchen.
Die Tour beginnt um 9.00 Uhr am Fähranleger. Die Fahrt mit der Fähre dauert 40 Minuten bis zur Haltestelle 5 Stinët Guesthouse. Dort hat man ca. 4 Stunden Zeit, die Gegend mit dem Kajak zu erkunden.
Essen und Schlafen:
Alternativ kann man in einem der Gästehäuser am Shala River übernachten und von dort aus ein Boot mieten, um den Fluss hinauf zu paddeln. Das Gästehaus Neomalsore Agrotourism zum Beispiel liegt wunderschön über dem Fluss und bietet rustikale Unterkunft und Verpflegung. Hier kann man baden, Kajak fahren oder einfach nur faulenzen.
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