Peaks of the Balkans - Mehrtageswanderung durch die Berge von Montenegro, Albanien und dem Kosovo
- Wibke Helfrich
- vor 3 Stunden
- 8 Min. Lesezeit
Die mehrtägige Wanderung Peaks of the Balkans erfordert gute Konditionen und ein bisschen Planung. Hier findest du Informationen, Tipps und GPS Daten zu allen Etappen.

3 Länder, 10 Tage, rund 200 km und knapp 10.000 Höhenmeter. Der Wanderweg Peaks of the Balkans wurde ins Leben gerufen, um die Landflucht in Albanien, Kosovo und Montenegro zu stoppen und den Frieden in dieser ehemals gebeutelten Region zu sichern. Entstanden ist eine äußerst abwechslungsreiche, mehrtägige Wanderung durch die sogenannten "verwunschenen" Berge der Dinarischen Alpen, die für meine Schwester und mich jeden Meter wert war. Wir haben in unterschiedlichsten Unterkünften, bei unterschiedlichsten Gastgebern, mit unterschiedlichsten Menschen aus unterschiedlichsten Ländern gegessen und geschlafen, haben traurige, interessante, lustige und schöne Geschichten gehört und konnte mit vielen Vorurteilen aufräumen.

Wie schwer ist der Peaks of the Balkans?
Die Wanderung besteht aus zehn Etappen, die fast alle relativ sportlich sind, d.h. über 20 km mit meist mehr als 1.000 Höhenmetern. Dafür brauchst du eine gute Kondition. Da du in Hütten übernachten kannst, musst du aber nicht allzu viel Gepäck tragen. Richtig anstrengend wird es, wenn man zeltet und das ganze Equipment mitschleppen muss.
Kann man den Peaks of the Balkans auch auf eigene Faust machen?
Wir fanden die Wanderung relativ gut ausgeschildert. Allerdings hatte ich mir die GPS-Daten vorher auf mein Handy geladen und es gab schon einige Stellen, wo ich nachgeschaut habe. Ich habe die Wanderung mit meiner Schwester in der ersten Septemberwoche gemacht und da waren schon einige Leute unterwegs. Ob man den Trail alleine machen kann, hängt ein bisschen von der Orientierung und der Kondition ab. Und natürlich spielt auch das Wetter eine Rolle. Wir haben auf dem Trail einige Wanderer getroffen, die die Wanderung ganz alleine gemacht haben. Wir haben aber auch organisierte Gruppen gesehen. Wenn du dir unsicher bist, kannst du die Tour zum Beispiel beim DAV Summit Club buchen.

Welche Ausrüstung muss ich auf den Peaks of the Balkans mitnehmen?
Der Peaks of the Balkans, auch POB genannt, ist eine anspruchsvolle, mehrtägige Wanderung auch in höheren Lagen. Sie kann als Hüttenwanderung oder mit Zelt durchgeführt werden. Unverzichtbar sind: Trekkingrucksack (ca. 20-50 Liter) mit Regenhülle, festes und bequemes eingelaufenes Schuhwerk, strapazierfähige Kleidung im Mehrschichtprinzip und Wechselkleidung (im wasserdichten Packsack), Sonnen- und Regenschutz, Erste-Hilfe-Set, Kartenmaterial und/oder App, Personalausweis, Bargeld (wir sind nur mit Euro gut durchgekommen), Teleskopstöcke, Trinkflasche (wir hatten einen Wasserfilter dabei, sonst sicherheitshalber Chlortabletten), Handy + Ladegerät, Stirnlampe.
Wer nicht in Hütten übernachten will, braucht zusätzlich Campingausrüstung (Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kochausrüstung). Außer in Plav, Gusinje und Teth gibt es keine Supermärkte. Es ist jedoch möglich, in den meisten Unterkünften etwas zu essen zu bekommen.
Wie sehen die Etappen auf dem Peaks of the Balkans aus?
Hier kannst du die gesamte Strecke auf Outdooractive sehen. Das fand ich für die Planung ganz übersichtlich und hilfreich.
Du kannst den Peaks of the Balkans von Teth, Plav oder Rekë e Allagës aus starten. Wir haben die Wanderung in Montenegro am Plaver See begonnen. Wir fanden diese Reihenfolge super, allerdings hast du so gleich am Anfang drei relativ harte Tage mit viel Höhenmetern. Die meisten starten von Teth in Albanien. Dementsprechend habe ich hier die Etappen (mit GPS Daten) sortiert:l
6:15 Std., 1220 Höhenmeter Aufstieg, 1040 m Abstieg

Die Etappe zwischen Teth und Valbona ist die meist begangene des gesamten Trails. Viele Tagestouristen verbinden diese Wanderung mit einer Bootsfahrt auf dem Koman-See. Hier kann es voll sein: Frauen nur mit Sport-BHs und Leggings bekleidet und Männer in weißen Sneakers, die an jeder Ecke für Selfies posieren. Am Pass Qafa e Valbonës hat sich bereits eine Schlange für das obligatorische Beweisfoto hoch über dem Tal gebildet. Die Aussicht ist schön, die Umstände weniger, wir gehen schnell weiter. Beim Abstieg kommen uns mit Koffern beladene Maultiere und Pferde entgegen. Mit der erhofften Ursprünglichkeit des Peaks of the Balkans hat diese Etappe wenig zu tun.
Schlafen: Guesthouse Dioni fanden wir völlig ok. Die Unterkunft liegt noch relativ weit oben im Tal und zwar im Wald, aber nur 50 m vom Valbona Tal entfernt, wo man den Sonnenuntergang beobachten kann.

4 Std., 670 Höhenmeter Aufstieg, 410 m Abstieg
Diese Etappe gehört sicher nicht zu den schönsten. Sie führt relativ lange auf einer Asphaltstraße entlang, die zudem stark befahren ist. Dann geht es steil den Berg hinauf, wo zumindest bei uns gerade ein Waldbrand die meisten Bäume verkohlt hat. Çerem ist aber ein nettes kleines Dorf, in dem man gerne übernachtet.
Variante 1: Wer wenig Zeit hat, kann die Etappen 2 und 3 an einem Tag gehen, indem er sich von Valbona bis zur Brücke fahren lässt.
Variante 2: Von Valbona führt eine längere (und anstrengendere) Variante über den höchsten Berg Montenegros Zla Kolata, 2534 m, nach Çerem.
Schlafen: das VITA Guesthouse ist ziemlich penetrant ausgeschildert, aber die Besitzerin Tatjana super nett und die Zimmer hell und sauber. Auch das gemeinsame Essen war gut. Links siehst Du ihre Luxus Hütten.
6 Std., 1290 Höhenmeter Aufstieg, 680 m Abstieg
Die Wanderung nach Dobërdol ist entspannt und schön. Das abgelegene Tal, in dem die Schäfer im Sommer ihre Tiere weiden lassen und Touristen in einfachen Holzhütten übernachten können, gehört zum wildesten Teil des Peaks the Balkans Trails und ist für die meisten Wanderer ein absolutes Highlight. Da ist es auch nicht so schlimm, wenn man bereits am frühen Nachmittag ankommt. Hier kann man sich die Zeit vertreiben. Nachts konnte ich vom Bett aus die Milchstraße sehen, während mich Schafglocken sanft in den Schlaf wiegten.
Schlafen: Das Doberdol Guesthous Bashkimi gehört zu meinen Lieblingsunterkünften. Reservierung per WhatsApp: -+35858694747158147069
Tipp: Zimmer Nummer neun hat Blick auf den Sternenhimmel
Klicke auf das erste Bild, um es in groß zu sehen:
7 Std., 1060 Höhenmeter Aufstieg, 1180 m Abstieg
Sicher eine der schönsten Etappen des Trails! Am nächsten Tag, nach dem Aufstieg zum Drei-Länder-Gipfel Trekufiri, geht es auf einem Kammweg durch die wilden, mit Heidelbeeren bewachsenen Berge.

Extra Tag: Der höchste Berg des Kosovo, der Gjeravica mit 2656 m, kann von Dobërdol aus in einer Tagestour bestiegen werden.
Schlafen: Das Chalet Rrusta erinnert eher an eine Schweizer Berghütte als an ein Haus auf dem Balkan. Der Sohn ist Architekt in der Schweiz und das merkt man. Die Zimmer sind super sauber und super schön. Auch die Lage über dem Tal ist super.
6 Std., 970 Höhenmeter Aufstieg, 1360 m Abstieg
Nach einem kurzen Aufsteig beginnt der lange und steile Abstieg ins Rugova-Tal.
Tipp: Kurz vor Rekë e Allagës beginnt links der Mythen- und Wasserfallpfad, der einen Abstecher wert ist da es hier einen schönen Wasserfall gibt.
Schlafen: Wir haben leider nicht im Pushimorja Hajla geschlafen, Aber wir haben gehört, dass es sehr schön sein soll. Reservierung per WhatsApp +37744678668
Klicke auf das erste Foto:
7:30 Std., 1420 Höhenmeter Aufstieg, 1310 m Abstieg

Variante 1: Wer eine Etappe auslassen will/muss, kann vom Rugova Camp Hotel (Etappe 5) direkt ein Taxi nach Guri i Kuq nehmen.
Die Dörfer Rekë e Allagës, Pepaj und Drelaj geben einen guten Einblick in das ländliche Leben im Kosovo. Der Weg führt vorbei an Heuhaufen, Holzhäusern, Moscheen und sogar einem kleinen Schloss. Bäuerin und Schäfer freuen sich über ein paar Worte mit den Wanderern.
Ansonsten ist die ursprüngliche Etappe 8 ist wenig attraktiv, da sie zumeist auf der Straßen verläuft.
Variante 2: Eine schöne Alternative von Rekë e Allagës aus ist die Besteigung der Hajla, 2403 m. Nach dem Abstieg nach Drelaj kann man auch mit dem Bus/Taxi direkt nach Guri i Kuq fahren und erspart sich so den Weg entlang der Asphaltstraße.
Schlafen: In Guri I Kuq gibt es nur zwei Gasthäuser. Wir haben in der Villa Liqenat geschlafen. War ok.
7 Std., 1220 Höhenmeter Aufstieg, 1120 m Abstieg
An Bergseen vorbei geht es wieder in die Berge und nach Montenegro. Hier blühen an den grasbewachsenen Hängen der Hochebene bunte Wiesenblumen.
Schlafen: Das Triangle Woodhouse hatte leider kein Zimmer mehr frei, als wir da waren. Wir haben aber gehört, dass es super sein soll. Kontakt per WhatsApp (sogar auf deutsch) +491793886101 oder auch auf booking.com
7:30 Std., 800 Höhenmeter Aufstieg, 1350 m Abstieg
Auf der 8. Etappem erwartet uns ein weiteres Highlight: der mystische See Hridsko jezero, hoch oben in den Bergen, eingebettet zwischen alten Nadelbäumen. Der Sage nach wurde er erschaffen, damit die Waldelfen ungestört von den Blicken der Menschen baden konnten. Ein Bad soll Gesundheit, Schönheit und Glück bringen - Na denn mal los!
Schlafen: Im Plav haben wir unser Auto auf dem Camp Sara für die gesamte Zeit des Trails stehen gelassen. Hier kann man auch Apartments mieten. Der Zeltplatz hat schöne und saubere Sanitäranlagen. WhatsApp +382 67 400 872.

8 Std., 1250 Höhenmeter Aufstieg, 1180 m Abstieg
Anfangs geht es nicht besonders spannend aus Plav hinaus und über breitere Schotterwege den Berg hinauf. Sobald die Pfade schmaler werden, wird die Wanderung spannender. Der Pfad bringt uns so auf den Bergrücken Gradec, auf dem wir schließlich die Hochwiese Katun Paljivukaj erreichen. Von hier aus führt der Weg steil und stellenweise ausgesetzt hinauf zum Gipfel des Bajrak (2044 m), wo uns eine grandiose Aussicht erwartet. Schlafen: Die Familie des Ekoo katun Jezerca war die netteste, die Unterkunft die schönste, und das Essen das Beste unserer Wanderung.
9:45 Std., 1150 Höhenmeter Aufstieg, 1400 m Abstieg

Eindeutig meine Lieblingsetappe auf dem ganzen Trail. Durch das breite Ropojana-Tal geht es hoch in die wilden, verwunschenen Berge. Die Landschaft ist einfach nur spektakulär und wir sind fast alleine unterwegs. Nach dem Peja-Pass. folgt der lange und steile Abstieg nach Teth. Was der Schönheit der Etappe keinen Abbruch tut.
Schlafen: In Teth haben wir in der Bujtina ZEMRA TRADITES übernachtet, da die Unterkunft weit oben im Tal liegt. Das ersparte uns einiges an Ab- und Aufstieg. Die Unterkunft an sich war ganz in Ordnung und der Kaffee war super. Die Portionen waren allerdings etwas spärlich.
Wegmarkierung
Der Peaks of the Balkans Fernwanderweg ist größtenteils sehr gut mit rot-weißen Markierungen und kleinen weiß-grünen Schildern ausgeschildert. Trotzdem empfiehlt es sich, ein GPS-Gerät oder ein Handy mit einer Wander-App dabeizuhaben. Der Wegverlauf wird immer wieder geändert, so dass man sich vor Ort über die aktuellen Gegebenheiten informieren sollte.
Eine Bitte:
In den Balkanländern wirst du fast überall mit Müllproblemen konfrontiert. Bitte trage nicht zu diesen Problemen bei und nimm eine wiederbefüllbare Wasserflasche mit. Wasser gibt es überall. Außer im Kosovo haben wir es nicht gefiltert. Wir haben einen Wasserfilter mitgebracht. Alternativ funktionieren auch Chlortabletten.
Bitte auch beim Wandern das Toilettenpapier wieder mitnehmen oder vergraben. Die Papierhaufen in der schönen Natur sehen einfach gruselig aus.
Gerade auf der Strecke zwischen Teth und Valbona sind die Dörfer im Bauboom. Versuche möglichst bei einheimischen Familien zu übernachten und nicht in großen Hotels, damit unterstützt du die Locals vor Ort.
Info
Ausführliche Informationen sind auf der Website https://peaksofthebalkans.com/ zu finden.

Dort findet man auch die drei Formulare, die man vor dem Trail per E-Mail an alle drei Länder schicken muss, um die grüne Grenze zu überschreiten. Wir haben immer ungefähre Zeiten in den Formularen angegeben. Auf der Wanderung haben wir niemanden getroffen, der kontrolliert wurde.
Anreise
Wer mit dem Flugzeug anreist, kann zwischen den Flughäfen Tirana (Albanien), Prishtina (Kosovo) und Podgorica (Montenegro) wählen. Mit dem Auto oder Bus/Bahn erreicht man die Peaks of the Balkans am einfachsten über die drei nächstgelegenen Städte Shkodra (Albanien), Peja (Kosovo) und Plav (Montenegro).
Wer möchte, kann den CO2-Ausstoß des Fluges z.B. bei Atmosfair kompensieren.
Schlafen
Die meisten Herbergen entlang des Weges sind einfach, aber sauber und verfügen über Duschen. Frühstück und Abendessen sind gegen einen kleinen Aufpreis erhältlich.
Unterkünfte finden sich auf der Website von Peaks of the Balkans (https://peaksofthebalkans.info/guest-houses/) oder bei Booking.com. Da es fast überall Handyempfang gibt, haben wir die Unterkünfte immer einen Tag im Voraus gebucht. Dies ist vor allem in Dobërdol zu empfehlen, da es dort nur wenige Schlafplätze gibt.
Beste Zeit
Juni bis Ende Oktober sind die besten/sichersten Monate zum Wandern. In dieser Zeit ist die Schneefeldgefahr in den Hochlagen gering und alle Unterkünfte sind geöffnet.
Literatur
Der 2025 aktualisierte Rother Wanderführer "Peaks of the Balkans" enthält nicht nur alles Wissenswerte über den Fernwanderweg mit Planung, ausführlicher Beschreibung der zehn Tagesetappen und nützlichen Adressen, sondern auch 17 weitere Touren.
Karten
Wanderkarte Peaks of the Balkans im Maßstab 1:60.000 von Huber Kartographie
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