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- Armenien – ein Land wacht auf
Anfang Mai hat die „samtene Revolution“ in Armenien zu einem erfolgreichen Ende geführt. Tausende Menschen sind wochenlang in friedlichen Protestaktionen auf die Strasse gegangen, um erst den amtierenden Premierminister zum Abdanken zu zwingen und dann die Wahl des Oppositionsführers Nikol Paschinjan als neuen Regierungschef zu forcieren. Aber Moment mal … wo liegt eigentlich Armenien? Und wie sieht es dort aus? Die meisten Menschen haben von dem kleinen Land im Kaukasus keine Vorstellung. Daher ist die Berichterstattung zu diesem eigentlich großartigen Ereignis, das sich seit einigen Wochen in der Republik abspielt, auch eher spärlich gesät. Zeit, sich dieses Land einmal genauer anzusehen. Suzanna ist Germanistikstudentin, arbeitet aber parallel auch als deutschsprachige Führerin im „History Museum of Armenia“. Mit knapp 200€ monatlich muss sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Im akzentfreien Deutsch führt Suzanna Touristen durch die unzähligen Räume des Museums und erzählt – trotz des mageren Gehaltes - mit Begeisterung von der langen und reichen Geschichte ihres Landes. Bis vor kurzem war ihre Zukunftsvision, nach ihrem Studium in Deutschland eine Arbeit zu finden. Jetzt, da ein neuer Wind im Land weht, hat sie neue Hoffnung geschöpft, dass die seit der sowjetischen Besatzung dominanten oligarchischen Strukturen aufgelöst werden können. Denn selbst wenn das Land dem Namen nach eine Demokratie ist, so ruhen Macht und Geld doch in der Hand weniger in diesem bitterarmen Land. Für gut ausgebildete Armenier, die sich einen angemessenen Lohn für ihre Arbeit erhoffen, hilft da nur die Flucht ins Ausland. Seit Jahren zieht die junge Intelligenzia aus, das Land blutet aus und zurück bleiben meist nur die Alten und schlecht Ausgebildeten. Ilona ist ein typisches Beispiel für die Diaspora. In Armenien geboren, studiert sie in Chicago und macht vor den Kaskaden mit einem Stativ Selfies. Unermüdlich macht sie Luftsprung über Luftsprung, um das perfekte Bild von sich mit Blick über Jerewan festzuhalten: „Ich liebe Armenien – jedes Mal, wenn ich hier bin, weiß ich, das ich hierhin gehöre. Jetzt habe ich die Hoffnung, dass ich nach dem Studium hier auch eine Arbeit finde, von der ich leben kann“. Unser Reiseführer Ara war aktiver Teil der Revolution, jeden Tag ist er mit seiner Familie und Freunden für eine bessere Zukunft auf die Straße gegangen. Über die sozialen Medien hielt Oppositionsführer Nikol Paschinjan seine „samtene“ Revolution am Leben - so wussten seine Anhänger immer, wann und wo die Demonstrationen stattfinden werden. Jetzt hat Ara glücklicherweise wieder Zeit, uns Land und Leute zu zeigen. Ein melancholischer Flötenhauch schwebt über die Klippe an der Flussschleife des Azat. Hier – leicht zu verteidigen – thront exponiert der Tempel von Garni, eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten Armeniens. Die laut schwatzenden Touristen und Einheimischen verstummen und versuchen den Ursprung des Klanges zu orten. In dem kleinen Innenraum des römischen Tempels, der von 24 ionischen Säulen getragen wird, spielt ein grauhaariger Herr auf einem Duduk. Diese aus Aprikosenholz gefertigte Flöte ist das Nationalinstrument Armeniens und wurde beispielsweise auch für die Oscar-prämierte Filmmusik von Gladiator verwendet. Die sehnsuchtsvolle Melodie macht es leichter, sich den Glanz des Landes in vergangenen Tagen vorstellen zu können. In Armenien gibt es unzählige alte Schätze – in Form von Gebäuden, Geschichten, Religion und Kultur. Es ist ein Land der Kontraste: Jerewan ist eine moderne Hauptstadt mit prunkvollen Boulevards, einer ausgeprägten Kaffeehaus-Kultur und viel Leben. Kein Wunder, hier wohnt mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Auf dem Land hingegen sind die Dörfer oft traurig und verlassen - hier regiert noch der klassische "Ost-Schick", fast 70 Jahre sowjetische Herrschaft haben Spuren hinterlassen. Stillgelegte Industrieanlagen in karger Landschaft erinnern den Reisenden an Mordor. Doch nur ein paar Meter weiter wartet an jeder Ecke eine großartige Überraschung: Jahrtausendealte Klöster liegen in versteckten Tälern an und in den Fels geschmiegt. Priester packen bei Bauarbeiten mit an, segnen Tieropfer und halten spirituelle Messen ab. Das Essen bietet orientalischen Hochgenuss: Lammfleisch, Kebab, frisches Gemüse, knackiger Salat, Nüsse und Früchte dürfen bei keiner Mahlzeit fehlen. Hohe Berge, Wanderwege und ein großer See - eigentlich kann das kleine Land alle Reisebedürfnisse befriedigen. Fragt man Ara, eigentlich ein ausgebildeter Archäologe, dann sind die Armenier so etwas wie die Schweizer aus der Werbung für das bekannte Hustenbonbon. Denn grundsätzlich ist seine Antwort auf „Wer hat es erfunden?“ (War erster? Hat die älteste Kultur? etc.) - „Die Armenier.“ Allerdings fügt er auch gleich im zweiten Satz hinzu, dass die Armenier schon immer allen im Weg waren. Erst den Persern, dann dem osmanischen Reich (in dessen Zeit auch der traumatische Völkermord stattfand), den Russen, den Aserbaidschanis … Jeder versuchte, die Kultur des kleinen christlichen Landes – eingepfercht zwischen mächtigen Nachbarn – einzunehmen. Und das mit Erfolg - im Mittelalter umfasste das armenische Staatsgebiet fast 400.000 Quadratkilometer, erstreckte sich vom Mittel- bis zum Kaspischen Meer, inklusive Ost-Anatolien mit Erzurum und Van. Davon sind im Laufe der Geschichte und vieler kriegerischer Auseinandersetzungen nur knapp 30.000 Quadratkilometer übriggeblieben. Heute grenzt Armenien im Norden an Georgien, im Osten an Aserbaidschan, im Südosten an den Iran, im Süden an die aserbaidschanische Exklave Nachitschewan und vom Südwesten bis Westen an die Türkei. Das Kloster „Noravank“ aus dem 13. Jahrhundert ist ein Beispiel für das Versteckspiel, das die Armenier jahrtausendelang mit ihren Nachbarn spielen mussten. Tief in der Amaghu-Schlucht gelegen, ist es nur über eine schmale Straße zu erreichen, die durch die ziegelroten Felsklippen führt. Nach einigen Kilometern weitet sich das Tal und eröffnet den Blick auf den Klosterkomplex, der hier auf einer leichten Anhöhe die Jahrhunderte überdauerte. Heute schlängeln sich glücklicherweise anstelle der Invasoren eher vereinzelte Touristenbusse den Berg hinauf und bewundern die aus Stein gefertigte, trutzige Anlage in ihrer spektakulären Lage. Nur knapp 1 Million Besucher verzeichnet das Land pro Jahr. Neben den im Ausland lebenden Armeniern sind dies meist Russen, für die das Reisen hier einfach und günstig ist, da die meisten Armenier durch die lange sowjetische Besatzung noch russisch sprechen. Derzeit besuchen vor allem deutsche Pilgerreisende das christliche Land und seine unzähligen uralten Kirchen. Eigentlich schade, denn auch für Outdoor Enthusiasten gibt es hier viel Ursprüngliches zu entdecken: Wandern, Bergsteigen, Mountainbiken, Reiten, Paragliden, Klettern … es bieten sich unzählige Möglichkeiten. Zugegeben, die meisten Wanderwege sind (noch) nicht gut ausgeschildert und vieles steckt noch in den Kinderschuhen, aber darin steckt ja auch der Zauber des Besuchs in diesem noch fast unentdeckten Reiseland. Doch es gibt gut ausgebildete Führer, die den Aufenthalt nicht nur leichter gestalten – außer in Jerewan wird kaum Englisch oder Deutsch gesprochen – sondern auch durch ihre Geschichten zu Land und Leuten viel spannender machen. Unser Führer Ara ist auch unser Wander-Guide. Er ist sehr stolz auf sein Land und dessen Kultur und versucht für dessen Erhalt zu kämpfen. Die Waffen seiner Wahl sind sein Handy und die sozialen Medien. Für uns als Mitreisende ist es ein wenig befremdlich, dass er wie ein pubertierender Jugendlicher das Telefon kaum aus der Hand legt. Aber die Dinge, die er dokumentiert und verschickt, sind wichtiger als unsere Befindlichkeiten: Müllberge in der Nähe eines neu aus der Erde gestampften Resorts für russische Abenteuer-Touristen werden genauso auf Facebook geteilt wie illegale Baumfällarbeiten, auf die wir bei einer Wanderung treffen. Akribisch verschickt er Koordinaten und Fotos. Ein kleines Sandkorn im Getriebe der hier momentan noch überall grassierenden Korruption. Aber die Hoffnung besteht, dass genügend Sandkörner zusammenkommen, um die Bestechung zu stoppen. Der erste Schritt dafür ist jetzt getan … Information: http://www.armenia.travel/enist die offizielle Seite des armenischen Tourismusbüros. Geld: 1€ entsprechen 586 Dram. Außerhalb Jerewans und Dilijans gibt es keine EC-Automaten. Kreditkarten werden in einigen größeren Hotels und besseren Geschäften angenommen. Sicherheit: Grundsätzlich ist Armenien eines der sichersten Länder der Welt. Allerdings ist aufgrund des schwelenden Konfliktes um die Region Berg-Karabach im Grenzgebiet zu Aserbaidschan erhöhte Vorsicht geboten. Insbesondere wird von Fahrten in der Nacht abgeraten. Anreise: Momentan gibt es keine Direktflüge nach Armenien. Die besten Verbindungen gibt es entweder mit Austrian Airlines (www.austrian.com) mit Stop-Over in Wien, oder mit Ukraine International Airlines (https://www.flyuia.com/) über Kiew. Übernachtung: Das liebevoll eingerichtete Toon Armeni Bed & Breakfast in Dilijan bietet den optimalen Ausgangspunkt für Wanderungen im Dilijan National Park. Kamarini 4, Dilijan 3901, Armenien, Telefon: +374 98 787899, https://www.facebook.com/ToonArmeni/oder über booking.com Übernachtung im Doppelzimmer mit tollen Frühstück ab 30€. Das Cascade Hotel (http://www.cascadehotel.am/eng/) liegt – wie der Name schon sagt – direkt an den Kaskaden. Von hier ist alles gut zu Fuß zu erreichen. Die Zimmer sind sauber und ruhig, das Personal spricht Englisch und ist sehr hilfsbereit. Doppelzimmer mit Frühstück ab 50€. 10/10 Zarobyan St, Yerevan 0009, Armenien Telefon: +374 10 589535 Anbieter: Arara Tours bietet eine Vielzahl von Touren an, vom klassischen Sightseeing über Klettern, Wandern, Reiten oder Paragliding. 43 Gyulbenkyan St., Yerevan 0033, Armenia, Telefon: +374 (10) 21 01 38 , +374 (98) 11 01 38, https://araratour.com/ #Armenien #Klöster #Wandern
- Israel mal Anders: Wandern im heiligen Land
„Ganz Israel ist eigentlich ein riesiges Freilichtmuseum, das unter einer dicken Staubschicht begraben liegt. Was können wir machen, um das Land wiederzubeleben?“ Die spektakuläre Sicht hinab zum Wadi Ze'elim Amir Moran ist einer der geistigen Väter des Gospel Trail – ein Wander/Pilgerweg, der auf den Spuren Jesus von Nazareth zum See Genezareth führt. Ich hatte mir Herrn Moran als einen kernigen Mann im karierten Hemd und Wandershorts vorgestellt – in der Realität ist er ein fast schon gebrechlich wirkender Herr im Anzug weit über 70. Aber wenn man Äußerlichkeiten beiseite lässt, sind es ja bekanntlich die inneren Werte, die zählen. Zum Wandern in Israel hat er sich auf jeden Fall seine Gedanken gemacht: „Wenn die Leute nicht nur im Bus von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten gekarrt werden, sondern mit ihren eigenen Füssen in die Fußstapfen der Geschichte treten, dann werden die vergangenen Zeiten viel leichter wieder lebendig.“ Er empfiehlt uns zwei Teilstrecken des Gospel Trails, der mit Steinmännchen und gelben Ankerpfeilen gut ausgezeichnet ist. Die Karte dazu gibt es bei jeder Touristen-Information, oder man kann sie vorher über das Internet bestellen. Wir beginnen unsere erste Wanderung am „Mount Precipice“ - hier wurde Jesus angeblich von den Menschen aus Nazareth vertrieben, die ihn nicht als Messias anerkennen wollten. Heute hat man von hier einen tollen Blick auf Nazareth mit seinen vielen Kirchen und Moscheen. Eigentlich wollen wir in Israel einfach nur wandern und uns weder in Politik noch Glauben zu sehr vertiefen … hier ist beides ein schier unmögliches Unterfangen, da man mit jedem Schritt alten Geschichten begegnet, die natürlich – um ehrlich zu sein – zum Zauber des Landes beitragen. Es ist Frühling im heiligen Land. Am Weg blühen Alpenveilchen und Klatschmohn, die Wiesen im Tal sind quietschgrün und die Landschaft erinnert wenig an das, was man sich gemeinläufig unter der kargen Vegetation des Nahen Ostens vorstellt. Die meisten Wanderer gehen die 60km des Gospel Trails in vier Tagen, wobei der 16km lange Abschnitt zwischen dem Kibbuz Lavi und Magdala der landschaftlich Reizvollste ist. Hier passiert man die „Hörner von Hattin“ - eine Bergkette, von der sich der Blick auf den See Genezareth erstreckt. 1187 erfuhren die Kreuzfahrer hier ihre größte militärische Niederlage, die zum Verlust großer Teile der Kreuzfahrerstaaten führte, einschließlich des Königreichs Jerusalem. Schon irgendwie Wahnsinn, wenn man sich vorstellt, welch ein Unterfangen damals eine Reise ins heilige Land war … monatelang war man Straßen- und Seeräubern, Stürmen und tagelangen Fußmärschen ausgesetzt. Heute setzt man sich vier Stunden ins Flugzeug und ist mitten in der “Giftküche Gottes“, wie Georg Rößler das heilige Land gerne nennt. Er ist Autor des Buches „Auf dem Weg nach Jerusalem“, das vor allem die biblisch interessanten Stellen auf dem „Jerusalem Trail“ beschreibt. Wanderreisen in Israel boomen, meint er: „Vor 2-3 Jahren wollten nur 2-3% der Reisenden wandern. Jetzt liegen wir bei 30% und die Tendenz ist auf jeden Fall steigend“. Israel ist als Reiseland so beliebt wie nie zuvor – wahrscheinlich, da es momentan das vermeintlich sicherste Land im Nahen Osten ist. „Als Wanderer muss man sich keine Sorgen machen“ versichert er uns „Es gab noch nie Überfälle. Auch alleinreisende Frauen werden wahrscheinlich nicht mehr belästigt als bei einer Wanderung auf den Heidelberger Königstuhl.“ Bevor wir nach Jerusalem gehen, zieht es uns allerdings erst einmal in die judäische Wüste. Nur 200km südlich des grünen Nazareths sieht die Welt hier ganz anders aus – irgendwie biblischer. Genau so, wie wir uns das vorgestellt haben: Schroffe Felsformationen, tiefe Täler, strahlend blauer Himmel, Schafherden, die von Kindern mit Stöcken und Steinen zusammen gehalten werden … allein, dass die Wadis (vorübergehend wasserführende Schluchten) momentan mit Regenwasser gefüllt sind und die Temperaturen bei angenehmen 20 anstatt bei sommerlichen 40 Grad liegen, erinnert uns daran, dass es erst Anfang Frühling ist. Unser Startpunkt liegt bei 370m unter Meeresspiegel (eine lustige Vorstellung). Da es hier schon sehr trocken und heiß ist, packen wir zum Wandern auf jeden Fall genügend Trinkwasser ein und wandern entlang des Wadi Ze'elim. Die anfänglich noch breite Schotterpiste endet an einem sogenannten „Tsefira Pool“ Campingplatz – was aber in Wirklichkeit nur ein Parkplatz ist. Von hier kann man aus mehreren Wanderwege in verschiedenen Schwierigkeitsgraden auswählen. Wir laufen an den vom Regenwasser gefüllten Gumpen vorbei, in denen fröhlich Kinder baden, und folgen der blau-weissen Markierung auf einen Bergrücken, von dem sich eine spektakuläre Sicht hinab zum Wadi Ze'elim bietet. Einige im Fels befestigte Metallstufen erleichtern den Abstieg zum Flussbett … hier endet unsere Wanderung etwas abrupt: das Flussbett ist nach dem Frühlingsregen noch mit Wasser geflutet und versperrt uns den Weg. Bei der Szenerie ist das aber kein Drama - wir wählen einfach einen anderen Weg und genießen die Wüste. Am nächsten Tag zeigt uns Israel, wie vielfältig die Landschaft hier sein kann. Nachdem sich abends unsere müden Knochen durch ein Bad im toten Meer erholt haben, starten wir unsere Wanderung im „En Gedi Nature Reserve“, keine 300m vom Ufer des Meeres entfernt gelegen. Mein Highlight in Jerusalem: Der Tempelberg Aber wie anders präsentiert sich hier die Natur? Ein Bach windet sich hier ganzjährig durch hohe Gesteinsbrocken zum Meer hinab; hohe Bäume spenden Schatten; und Klippschliefer (eine Art überdimensioniertes Meerschweinchen) wuseln zwischen den Steinen und auf Bäumen herum. Gruppen von Jugendlichen mit Selfie-Sticks posieren in Badekleidung vor diversen Wasserfällen. Aber sobald man das Wadi David verlässt und in Richtung der Quelle von En Gedi wandert, wird es wieder ruhig und karg. In der Ferne schillert das Tote Meer azurblau im krassen Kontrast zu den ockerfarbenen Felsen direkt am Wanderweg. Eine Steinbockherde zieht gemütlich mümmelnd an uns vorbei und ignoriert uns dabei geflissentlich. In diesem Moment frage ich mich, was dieses Land jetzt noch als Highlight bieten kann. Die Antwort ist: Jerusalem! Unser ortsansässiger Reiseführer David verkündet, dass wir am nächsten Tag vom „Ölberg herunter nach Jerusalem einziehen“. Ich muss ob dieser Formulierung kichern – offensichtlich hat er sein deutsches Vokabular aus der Bibel. Diese Wegstrecke ist die letzte Etappe des Jerusalem-Trails. Und wenn man sie auch nicht wirklich als Wanderung betrachten kann, ist es trotzdem einer der Highlights unserer Israel-Reise. Zynisch betrachtet handelt es sich bei Jerusalem um einen Haufen Steine, über den sich seit Jahrtausenden die Menschen die Köpfe einschlagen. Doch sobald ich die Stadt durch das Löwentor betrete, fühle ich mich in eine andere Welt versetzt: Enge Gassen führen in einem wilden Wirrwarr bergauf bergab. Kleine Lädchen bieten Gewürze, Tand und (ganz lecker) Granatapfelsaft. Namen aus den Nachrichten, Geschichts- und Religionsunterricht prasseln auf mich ein, und plötzlich bin ich Teil dieser uralten Historie. Auf erstaunlich engem Raum leuchtet die goldene Kuppel des Felsendoms, das Minarett der Al Aqsa Mosche und das graue Dach der Grabeskirche. Orthodoxe Juden mit Kippas und Schläfenlocken beten neben Amerikanern mit Cowboy-Hut an den riesigen Steinen der Klagemauer. Verschleierte Frauen, Pilger, Touristen, Händler … Alle tummeln sich in den engen Gassen. Moscheen, Kirchen, Synagogen, römische Straßen … hier hat jeder seine Spuren hinterlassen. Ein Mann mit einem Kreuz auf der Schulter schlurft an uns vorbei und ich komme vor wie in einer Szene aus Monty Pythons „ Das Leben des Brian“. Als ich am nächsten Tag im Flugzeug meinem ungefähr 25 jährigen, netten Sitznachbarn belustigt von dieser Begegnung erzähle, antwortet mir dieser ganz ernst, dass er auch ein Kreuz auf der Via Dolorosa getragen hat, um das Leiden Jesus besser nachvollziehen zu können. Scheinbar wird für jeden die Geschichte dieser Region anders lebendig: für manche durch Kreuze tragen, andere beten und für wieder Andere wird sie erst durch das Wandern im heiligen Land wirklich real … bei so viel Auswahl hilft dann wohl nur Toleranz gegenüber allem Anderen :;)! Allgemeine Auskünfte: https://new.goisrael.com/de offizielle Seite des israelischen Fremdenverkehrsamts. Internationale Vorwahl: +972 Währung: Schekel. EC und Kreditkartenautomaten sind weit verbreitet. Für die Einreise braucht man einen Reisepass, der noch mindestens 6 Monate gültig ist. Ein Visum ist nicht erforderlich. Sabbat: Bei einer Reise ins jüdische Israel sollte man unbedingt beachten, dass am Sabbat (Sonnenuntergang am Freitag bis zum Eintritt der Dunkelheit am folgenden Samstag.) viele Lokale, Geschäfte und Märkte geschlossen sind. Es fahren auch keine öffentlichen Verkehrsmittel: Busse und Züge stellen am Freitag am Nachmittag ihren Betrieb ein und fahren erst wieder am Samstag, wenn es dunkel ist. Wandern: Der Rother Verlag hat 2017 den Wanderführer „Israel. Das Heilige Land – von Galiläa bis Eilat“ mit 41 Touren von leicht bis schwierig herausgegeben. Die Wege sind alle gut beschrieben und auf einer kleinen Karte eingezeichnet. Auf der Webseite www.outdooractive.com kann man sich online verschiedenen Touren mit Wegbeschreibung und Karten aussuchen. In Israel gibt es auch mehrere Weitwanderwege: Der bekannteste und längste, durchgehend markierte Fernwanderweg ist der Israel National Trail, der das gesamte Land von Norden nach Süden durchquert. Auf über 1000 km verläuft der Weg vom Berg Hermon bei Dan im Norden des Landes bis zur Hafenstadt Eilat am Roten Meer im Süden. Auf dem Weg liegen zahlreiche historische und biblische Schauplätze, antike Stätten, pulsierende Städte wie Tel Aviv und Jerusalem, eine grüne, hügelige Landschaft im Norden, eine mediterrane Küstenlandschaft bei Tel Aviv und eine karge, felsige Wüstenregion im Süden. Kein Wunder, dass der Israel National Trail vom Magazin National Geographic zu einem der zehn schönsten Wanderwege weltweit gekürt wurde! Wer den ganzen Weg an einem Stück bewältigen möchte, muss dafür je nach Kondition 30 bis 45 Tage veranschlagen. Der rund 60 km lange Gospel Trail folgt den Spuren Jesu Christis. Von seiner Heimatstadt Nazareth führt die Strecke bis nach Kapernaum am Westufer des Sees Genezareth. Vom Hauptweg zweigen mehrere kürzere Nebenstrecken ab, sodass die Wanderung beliebig variiert werden kann. Wer Aktivurlaub mit Kulturerlebnissen verbinden möchte, ist auf dem Jerusalem Trail genau richtig. Der 42 km lange Wanderweg mit Anfangs- und Endpunkt in Sataf beziehungsweise Sapir führt durch und um Jerusalem herum: Die Altstadt Jerusalems, das Kidron-Tal, der Ölberg, der Garten Gethsemane mit seinen knorrigen Olivenbäumen, die nationale israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, der Skopusberg und die Hebräische Universität sowie das israelische Parlament Knesset sind nur einige der Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Reisezeit: Zum Wandern empfiehlt sich der Frühling zwischen Anfang März und Mai, wenn das sonst trockene Land (zumindest im Norden)mit Wildblüten überzogen ist. Ab Ende September bis Dezember sind die Temperaturen dann wieder so erträglich, dass an Wandern zu denken ist. Anreise: Ryanair fliegt zwei Mal wöchentlich von Karlsruhe nach Tel Aviv. Flug ohne Check in Gepäck ab 200€. Lufthansa fliegt täglich non-Stop ab Frankfurt – Kosten ab 250€. Die israelische Fluggesellschaft El Al scheint die ohnehin schon strengen Sicherheitsvorkehrungen noch einmal penibler auszulegen; 3 Stunden vor Abflug am Flughafen sollte man am Flughafen sein. Die Straßen sind gut ausgezeichnet (in hebräisch, arabisch und englisch) und so ist es am unkompliziertesten, sich einen Mietwagen zu buchen. Eine Woche kostet beispielsweise bei www.billiger-mietwagen.de für die kleinste Klasse 100€. Pauschal: Verschiedene Reiseanbieter haben sich inzwischen auch auf das Wandern im Heiligen Land spezialisiert. Hauser Expeditionen bietet beispielsweise mehrere Pakete mit verschiedenen Schwerpunkten an - www.hauser-exkursionen.de. Übernachten: Leider sind Unterkünfte in Israel nicht besonders günstig … ich habe mich bemüht, auch günstige Optionen zu finden: Das Österreichische Hospiz ist mein Geheimtip mitten im Herzen der Altstadt von Jerusalem. Kein Schild lässt vermuten, dass sich hier hinter einem grossen Tor auf der Via Dolorosa eine Oase versteckt. Eine unscheinbare Klingel ist das Mittel zum Einlass. Über breite, prachtvolle Treppen erreicht man den Garten und das Haupthaus. Von hier und von der Dachterrasse hat man einen umwerfenden Blick auf das Treiben in der Stadt. Das Doppelzimmer mit Frühstück kostet 74€. Es gibt auch Betten im Schlafsaal für 34€. Unbedingt weit im Voraus reservieren. Via Dolorosa 37, 91194 Jerusalem, Tel: +972 -2 -626 58 00, www.austrianhospice.com Das schicke Boutique-Hotel Villa Brown liegt nur wenige Minuten von der Altstadt entfernt. Das Frühstück, das man in dem kleinen Garten serviert bekommt, ist einfach gigantisch: Hummus, Salat, Oliven, Fladenbrot - und das sind nur die Vorspeisen vor dem Wunsch-Frühstück! Doppelzimmer mit Frühstück ab 190€. Ha-Nevi'im St 54, Jerusalem, Tel: +972 2-501-1555, http://brownhotels.com/villa Das Ein Gedi Hotel liegt spektakulär in einem botanischen Garten zwischen der Wüste und auch nur ein paar Minuten vom Toten Meer entfernt. Von hier kann man tagsüber tolle Wanderungen machen und sich abends im hoteleigenen Spa erholen. Doppelzimmer mit Frühstück ab 200€. Ein Gedi, 86980, Tel: +972-8-6594221-3, www.de.ein-gedi.co.il Wer auf Luxus und ein eigenes Zimmer verzichten kann, der schläft in der 300 Meter entfernten Ein Gedi Camp Lodge im 5er-Schlafsaal mit Gemeinschaftsbädern für 28€ pro Person günstiger … die Sicht auf Berge und Meer ist dieselbe. Kibbuz Ein Gedi 1, south district, Ein Gedi, 86980, Tel: +972 52-370-9830 Essen: Die arabisch/israelische Küche ist unglaublich frisch und lecker. Zu jeder Mahlzeit werden eine Unmenge an Vorspeisen wie Hummus (Kirchererbsenmus mit Sesam), verschiedene Salate, Cremes und frisches Brot gereicht. Fleischspieße, Fisch oder gegrilltes Gemüse – hier kommt jeder auf seine Kosten. Das Decks Restaurant in Tiberias liegt direkt auf einem hölzernen Deck mit Blick auf den See Genezareth. In dem koscheren Restaurant werden Fleischgerichte direkt vom Grill serviert. Eine Spezialität ist das saftig-würzige, direkt auf Holzkohle gegarte Steak mit besonders rauchigem Aroma. Bei zu kalten Temperaturen und im Winter ist das Restaurant geschlossen, besser vorher anrufen. Gdud Barak Street, Tiberias, Tel: +972 4-671-0800 Im Anna Restaurant bekommt man nicht nur in außergewöhnlicher Atmosphäre tolles italienisches Essen – man isst hier auch noch für einen guten Zweck. Hier arbeiten Jugendliche, die vorher in schwierigen Umständen waren und bekommen so eine neue Chance. Je nach Wetter kann man in den geschmackvollen luftigen Zimmern, im Garten oder auf der Terrasse speisen. Ticho House Museum. Harav Hagan st. 10, Jerusalem, Tel +972-2-543-4144, www.annarest.co.il Im ÖsterreichischenHospiz (siehe Beschreibung Übernachten) kann man nicht nur schlafen, sondern sich auch bei einer Stadttour im eigenen Wiener Kaffeehaus eine Pause gönnen. Von den zwei Aussichtstürmchen kann man in aller Ruhe den Trubel auf der Via Dolorosa unten betrachten und dabei Wiener Melange, Sachertorte, oder auch ein Wiener Schnitzel genießen. Geöffnet 10-22 Uhr. Via Dolorosa 37, Jerusalem, Tel: +972 -2 -626 58 00, www.austrianhospice.com #Israel #Wandern #Jerusalem
- Eine Rad-/Boot-/Zug-Tour im Douro-Tal von Peso da Régua nach Pinhão
Miguel - netter Mann für Alles - auf unserer Bootsfahrt auf dem Douro fragt uns nach ungefähr 10 Minuten, ob wir nicht zufällig ein Glas Portwein vom Weinberg seines Opas haben wollen. Wollen wir! Ehrlich gesagt waren wir fast erstaunt, dass es so lange gedauert hat bis wir das erste Gläschen angeboten bekommen haben. Wenn man sich bei einer Sache im Douro Tal sicher sein kann, dann ist es dass man Portwein angeboten bekommt - bei Check in im Hotel, auf dem Boot, beim Plausch am Strassenrand. Ablehnen ist so etwas wie ein Sakrileg und so habe bin durch unsere Rad-Tour in einem sanften Rausch geschwebt … Hier wird seit über 2000 Jahren Wein angebaut - kein Wunder also dass die Locals hier ziemlich stolz auf ihre Tropfen sind … Klicke auf das erste Bild um die Fotostrecke zu starten: Angeblich sind die steilen Weinberge neben der chinesischen Mauer, die einzigen "Bauwerke", die man aus dem All sieht. Völlig losgelöst ist man hier - vom Stress der Aussenwelt für eine kurze Zeit abgeschnitten. Hier gibt es nur hochklassige Weingüter, gutes Essen einen gemächlichen Fluss und uns zwei hyperaktive Touristen, die das Ganze mit dem Fahrrad erkunden wollen. Die Einheimischen haben Mitleid mit uns "Sollen wir Euch mit dem Auto mitnehmen … ihr müsst nicht Radfahren." Ein älterer Herr schleicht um mein - zugegebenermassen nicht besonders flottes - Fahrrad herum, als wäre es das erste Exemplar, das er in seinen bestimmt +80 Jahren gesehen hat. Dabei verstehen wir es gar nicht. Ok es gibt keine Fahrradwege, aber - zumindest im Frühling - auch nicht übermässig viel Verkehr; die Blumen blühen am Wegesrand, die Luft ist lau und die Strasse schlängelt sich immer eng am Fluss entlang durch die steilen Weinberge. Unser Ziel ist das Städtchen Pinhão - sozusagen das Herz des Douros. Die knapp 30 km von unserem Hotel in Peso da Régua wären mit normalen Fahrrädern und guter Orientierung ja eigentlich ein Klacks, aber da wir beides nicht haben, fahren wir erst mal 10km steil bergauf in die falsche Richtung … Aber dank Google Maps finden wir dann doch unseren Weg und belohnen uns mit einer Bootsfahrt - bei der wir die einzigen Gäste sind. Von Pinhão verläuft der Douro einsam Richtung Westen: Keine Strasse, kein Dorf - nur Wasser, steile Berge und wir mittendrin mit einem Glas Portwein in der Hand! Wir haben in der Quinta da Pacheca in Regua gewohnt. Eigentlich wollten wir nur eine Nacht bleiben, aber dann wurden wir in dem Weingut mit schicken Zimmern - direkt in den Weinbergen - so verwöhnt, dass wir einfach noch eine Nacht geblieben sind. Die Räder haben wir kostenlos geliehen bekommen - eigentlich nicht für die Langstrecke gemacht, aber gut machbar. Zurück sind wir mit dem Zug gefahren. Die Strecke führt direkt am Fluss entlang und ist traumhaft schön. Vom Bahnhof sind es mit dem Rad nur 3km zurück zum Weingut. Doppelzimmer mit Frühstück so um die 120€. Quinta da Pacheca, Cambres - 5110-424 Lamego, Tel: +351 254 331 229, E-mail: reservas@quintadapacheca.com #Portugal #DouroTal #Weinprobe #Radfahren #QuintadaPacheca
- Geheimnisvolle Felszeichnungen im Côa Tal
In unserem Reiseführer stand nichts über die Felszeichnungen im Côa Tal, aber unser Capitän bei unserer Bootsfahrt auf dem Douro meinte, dass wir sie unbedingt anschauen sollen. Anfang der 1990er Jahre war das Vale do Côa von einer Überflutung durch ein Staudammprojekt gefährdet, massive Proteste von Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit konnten das verhindern, denn in dem versteckten Tal wurden teilweise bereits vor über 25.000 Jahren mehrere tausend Petroglyphen in das Schiefergestein geritzt. Die teilweise, wie moderne Kunst aussehenden Darstellungen zeigen Auerochsen, Pferde, Hirsche, Steinböcke, aber auch Ziegen und Fische. Es ist eine Galerie unter freiem Himmel mit Darstellungen aus dem Paläolithikum, wie man sie bislang nur in geschützten Grotten und Höhlen vorgefunden hatte. Sogar Bewegungen haben die Steinzeitmenschen durch mehrfaches Zeichnen der betreffenden Körperteile darzustellen versucht: einige Pferde haben mehrere Köpfe und Schweife, die einen bestimmten Bewegungsablauf nachahmen - in diesem bestimmten Fall wird ein Hengst gezeigt, der eine Stute besteigt. Ein sehr modernes Museum (Museu do Côa, Rua do Museu 5150-610, Vila Nova de Foz Côa, +351 279 768 260/1, Öffnungszeiten: Côa Museum: 9h – 17h30, Archaeological Park 9h - 12h30 und 14h – 17h30) versucht das Thema den Besuchern näher zu bringen - es ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Es gibt drei Stellen an denen man die Felszeichnungen sehen kann. Am besten fragt man im Museum welche zu welcher Tageszeit am besten ist. Durch den jeweiligen Sonnenstand kann man die geritzten Zeichnungen besser, oder schlechter erkennen. Wir waren nachmittags am Ufer in der Nähe von Castelo Melhor. Der Zutritt ist begrenzt und bewacht - was aus konservierungstechnischen Gründen absolut Sinn macht. Von daher macht es - meiner Meinung nach - auf jeden Fall Sinn erst das Museum anzuschauen und dann dort gleich ein Kombiticket zu kaufen. Denn richtig spektakulär ist die Fahrt mit dem Jeep in das „verzauberte Tal“. Hier … und mit Hilfe von Liliana - unsere Führerin - wurden die alten Zeichnungen für mich erst richtig lebendig! Seit 1998 ist das Tal als Weltkulturerbe durch die UNESCO anerkannt. 2010 wurde der Welterbetitel um das benachbarte Siega Verde in Spanien erweitert. #Portugal #CôaTal #Felszeichnungen #Petroglyphen
- Die Besteigung des Cotopaxi
In der lokalen Sprache Quichua heisst Cotopaxi der Thron des Mondes. Es ist Vollmond. Am Fusse eines anderen hohen Berges (zumindest für europäische Begriffe) sitzen wir in einem kleinen, von innen vereisten Zelt und feiern Silvester … Natürlich alkoholfrei, denn in grosser Höhe soll man ja bekanntlich keinen Alkohol trinken. Aber feiern oder nicht feiern - als ich nachts aus dem Zelt schaue und der runde Mond über dem schneebedeckten Gipfel des Cotopaxi aufgeht, verstehe ich plötzlich, warum der Berg für die Einheimischen heilig ist: er sieht majestätisch und beeindruckend aus, wie aus dem Bilderbuch! Zwar ist er nach dem Chimborazo nur der zweithöchste Berg Ecuadors, aber durch seine perfekte Kegelform, die durch eine weithin leuchtende Gletscherkappe gekrönt wird, entspricht er unserem Idealbild eines Vulkans. Der Mond beleuchtet ihn sanft und gibt ihm ein wahrhaft mystisches Aussehen. Unsere Mission ist allerdings nicht, in den Mond zu schauen, sondern den Cotopaxi zu besteigen. Diese Mission hat nicht gerade unter den günstigsten Vorzeichen begonnen: wir verpassen unseren Anschlussflug in Houston und müssen so quasi direkt von 0 auf 4200 Höhenmeter. Gegen Mitternacht erreichen wir völlig übermüdet Quito, immerhin schon auf 2800m. Am nächsten Morgen um 8 Uhr steht unser gutgelaunter, augenscheinlich sehr fitter und motivierter Bergführer Jaime in unserem Hotel auf der Matte. Ihm ist es egal, ob wir müde und schlapp sind, denn er meint der “kleine” Spaziergang zum Pasochoa würde uns nur guttun. Der interessierte Leser sei hiermit aufgeklärt: natürlich können ganz besonders gut trainierte und ausdauernde Leute direkt auf den Gipfel des Cotopaxi laufen. Aber bei einer Höhe von 5897m bietet sich eine entsprechende Akklimatisierung für den normalsterblichen Wanderer auf jeden Fall an. Und so ist unser Plan, uns über drei weitere Gipfel an den Cotopaxi heranzutasten. Die Blutkörperchen, der Kopf, die Lunge und der Magen sollen ja schliesslich eine Chance haben, sich an die Höhe anzupassen. Nach ca 1,5 Stunden teils sehr holpriger Autofahrt haben wir den Ausgangspunkt für unsere erste Wanderung erreicht: von einem Parkplatz auf 3300m geht es bis auf die Spitze des Pasochoa auf 4200m. Das Wort Spaziergang war eine leichte Untertreibung, aber die frische Luft tut uns tatsächlich gut, und so erreichen wir nach vier Stunden - erschöpft aber glücklich - den Gipfel. Leider kommt auch in diesem Moment das entfernte Wettergrollen bedenklich nahe: Gerade als wir den Abstieg beginnen wollen, entlädt sich direkt über uns ein Gewitter. Jaime blickt auf den ungeschützten Berghang und ruft uns schon im Davonlaufen zu, dass wir jetzt sehr schnell rennen müssen. Na prima! Im Jagdgalopp stolpern wir den Schotterhang hinunter, bis wir endlich in ein kleines Wäldchen kommen und uns nicht mehr wie lebende Blitzableiter fühlen. Schon bis auf die Knochen nass gibt uns der einsetzende Hagel noch den Rest. Aber wir wollten ja Abenteuer! Am nächsten Tag wartet der Hausberg Quitos, der Hauptstadt Ecuadors, auf unsere Besteigung. Der Rucu Pichincha ist 4700m hoch und erhebt sich direkt hinter dem Tal, in das sich die wunderschöne, koloniale Altstadt schmiegt. Eine Seilbahn, die Teleferico, bringt uns zur Bergstation auf knapp 4000m. Von hier hat man eine spektakuläre Aussicht auf Quito und die umliegenden Berge. Der Aufstieg ist, nachdem sich der Körper langsam mit dem reduzierten Sauerstoffgehalt der Luft angefreundet hat, recht entspannt. Berg Nummer zwei ist also auch geschafft! Jetzt geht das Abenteuer richtig los: wir verlassen Quito als Basisstation und machen uns auf den Weg zur “Allee der Vulkane”. Heute führt der gut befahrbare Panamericana-Highway mitten durch diese zwei Reihen mit 52 Vulkanen, sodass sich bei klarer Sicht spektakuläre Bilder bieten. Zum ersten Mal sehen wir das Ziel unserer Reise nicht nur in einem Bildband, sondern mit unseren eigenen Augen: hinter einer Bergkuppe erscheint der Cotopaxi in seiner vollen Pracht. Auf knapp 4000 Metern bauen wir unser Zelt auf und warten auf das neue Jahr und eine neue Wanderung. Blick vom Illiniza Norte (5216m) Es steht der Gipfel des Illiniza Norte (5216m) auf dem Programm. Am Morgen bietet sich eine unglaubliche Kulisse: zwischen den Bergen steigt Nebel aus den Tälern auf, die Sonne erweckt die Welt zu neuem Leben. Überall wo sie hinscheint, verändern sich die Farben - von einem kühlen Blau zu einem leuchtenden, warmen Orange. Ich kann kaum vorwärtslaufen, da sich bei jedem gewonnenen Höhenmeter neue Ausblicke auftun. Wir klettern die steile Bergkante zum Nordgipfel hinauf. Die letzten Meter brauche ich auch meine Hände um zur Spitze zu gelangen. Strahlend blauer Himmel, schneeweisse Gletscher, grüne Wiesen, braune und rote Berghänge, grüne Seen – und ich habe vor Anstrengung ein tiefrotes Gesicht: die Farbwelt der Anden kann umwerfend sein! Am nächsten Tag nähern wir uns dem Ziel unserer Reise. Im Cotopaxi Nationalpark erreichen wir auf 4500m den Parkplatz – von hier sind es noch knapp 1400 Höhenmeter bis zum Gipfel. Aber heute müssen wir es nur noch auf 4800m, bis zum Refugio, schaffen. Hier werde ich meine letzte Nacht in den Bergen verbringen. Die Sonne verabschiedet sich mit einem spektakulären Farbenspiel hinter den Bergen, ein Fuchs läuft ein paar Meter von mir entfernt den Berg hinauf und dann flüchte auch ich in die Wärme der Hütte. Die Nacht ist kurz und schlaflos: der gemeinschaftliche Schlafsaal mit quietschenden Stahlbetten und Wanderern mit schweren Bergschuhen und scheinbar grossem Harndrang führen dazu, dass ich kein Auge zumache. Ab 11 Uhr nachts stehen die ersten auf, um sich auf den Weg zum Gipfel zu machen. Jaime und ich wollten eigentlich erst um eins losgehen, aber bei dem Lärm ist an Schlaf nicht zu denken, und so tapsen wir um kurz nach zwölf los. Die erste Stunde geht es über Schotter, bis wir am Gletscherrand unsere Steigeisen anziehen. Leider merke ich erst hier, dass einer meiner Schuhe sich nicht festzurren lässt. Während Jaime lustig zwischen rechts und links abwechselt, kann ich immer nur mit meinem rechten Fuss über meinen linken treten. Das mache ich auch die nächsten Stunden brav, während wir uns langsam die Bergflanke hochschieben. Schneller laufen geht nicht, sonst komme ich ausser Puste, aber so habe ich langsam aber sicher das Gefühl, dass ich erfriere. Wir lassen immer mehr Leute hinter uns. Viele sitzen völlig fertig im Schnee, andere bewegen sich nur noch im Schneckentempo vorwärts. Um 4:30 Uhr ist mir dann richtig langweilig: es ist dunkel und so kann ich nichts von der Landschaft sehen, Jaime ist nicht in Plauderlaune, mir ist eiskalt und noch dazu mache ich seit drei Stunden immer die gleiche Bewegung – noch knapp 200 Höhenmeter zum Gipfel und noch 1,5 Stunden, bis die Sonne aufgeht. Bei minus 10 Grad weiss ich, dass ich keine Sekunde am Kraterrand auf die Sonne warten kann. Meine Finger sind zu klamm, um auch nur an das Auspacken meiner Kamera zu denken. Also denke ich lieber an meinen Schlafsack: ich will zurück! Kaum habe ich meinen Wunsch ausgesprochen, kommt Jaime doch in Plauderlaune: er erklärt mich für völlig verrückt! Normalerweise geben seine Kunden alles, um den Gipfel zu erreichen. Viele musste er schon halb bewusstlos wieder hinunterschleifen, andere erbrechen sich vor Anstrengung oder schleppen sich mühsam Schritt für Schritt stundenlang nach oben. Ich stehe ganz munter da und will zurück, weil mir langweilig ist - das sprengt sein Verständnis! Noch im Stockdunkeln erreichen wir wieder die Hütte. Nach drei Stunden Schlaf leuchtet der Gipfel in der Sonne. Die Landschaft ist wunderbar, beeindruckend und grossartig! Im warmen Sonnenlicht bin ich überglücklich, dass ich all diese tollen Wanderungen machen konnte. Vor meinem nächsten Gipfelversuch werde ich allerdings besser auf den Namen des Berges achten - “der Thron der Sonne” wäre für mich, als Frostbeule, sicher die passendere Wahl! Allgemeine Auskünfte: www.ecuadorline.de/ Visum: Ist nicht nötig. Reisepass mit mindestens 6 monatiger Gültigkeit genügt. Anreise: Von Frankfurt nach Quito mit Delta Airlines, Continental, Lan Chile, Iberia, oder KLM ab ca 1000€. Am besten die Preise unabhängig vergleichen. Zum Beispiel bei www.duesentrieb.com/, oder www.travel-overland.de/ Pauschal: Wir haben unsere Besteigung bei High Summit gebucht. Preise je nach Gruppengrösse, Länge der Reise und Saison. Anfragen auf: www.climbing-ecuador.com/de Der Summit Club ist ein Ableger des Deutschen Alpenvereins und hat sich auf das Bergwandern spezialisiert. Der Cotopaxi wird als Teil einer Ecuador Reise angeboten. www.dav-summit-club.de/ Unterkunft: In Quito: Das Café Cultura ist eine superschöne, toll restaurierte Villa zwischen dem neuen und dem alten Stadtteil. Da es auf 2800m nachts schon mal kühl werden kann, sind die bequemen Ledersessel vor dem prasselnden Kaminfeuer ein traumhafter Aufenthaltsort. Alle Zimmer sind individuell mit Fresken und antiken Möbeln gestaltet. Das Doppelzimmer kostet ab 100$ pro Nacht. www.cafecultura.com/ Mitten in der Neustadt liegt das freundliche Casa Helbing. Von hier sind alle Geschäfte und Restaurants gut zu Fuss zu erreichen. Für 35$ bekommt man ein sauberes, helles Doppelzimmer. www.casahelbling.de/ In der Nähe des Cotopaxi Nationalpark: Die Herberge Cuello de Luna liegt ganz in der Nähe vom Parkeingang. Das Restaurant und auch viele der Zimmer haben Kaminfeuer. Gut, um Touren oder Besteigungen zu buchen. Fragen Sie nach Zimmer 26, dann können Sie schon beim Vorhang öffnen den Cotopaxi sehen! Doppelzimmer ab 44$, Tel: 9700-330 www.cuellodeluna.com/de/ Essen: In Quito: Die perfekte Belohnung für jede Bergwanderung gönnt man sich am besten im Café Mosaico. Von der Dachterrasse hat man bei Sonnenuntergang und einem Cocktail den perfekten Blick über Quito und die umliegenden Berge. Geöffnet von 11 Uhr morgens, bis 11 Uhr abends. Hauptgerichte zwischen 9-12$. Samaniego N8-95, Tel: 254-2871 #Ecuador #Cotopaxi #Quito #AlleederVulkane
- Die Besteigung des Kilimandscharo über die Rongai-Route
Bergsteigen in Afrika hört sich irgendwie albern an … frieren in Afrika fast utopisch … Aber all das ist ohne Probleme bei der Besteigung des 5895 hohen (und damit höchsten Bergs Afrikas) Kilimandscharo möglich. Der Name Coca-Cola Route sollte niemanden darüber hinwegtäuschen, dass die Besteigung eine ziemlich Quälerei ist und das hat nicht unbedingt etwas mit der Fitness zu tun, sondern vor Allem damit, wie man mit der Höhe zu recht kommt. Hier die möglichen Routen auf den Kilimandscharo. Wir sind über die Ronai-Route aufgestiegen und über die berühmte Coca Cola (Marangu)-Route abgestiegen. Die war für mich weniger das Problem, als die Kälte und die doofe Idee den Berg mitten in der Nacht zu besteigen. Das machen zwar Alle so, aber für mich wäre es viel besser tagsüber die Aussicht beim Hochlaufen zu geniessen, dann den Sonnenuntergang am Kraterrand und dann im Dunkeln die Schottenhalde runterzusliden … Nachts ist bei mir jetzt nicht wirklich die Zeit zur Peak Performance … Wir haben für den Aufstieg die Rongai-Route gewählt auf der man nur in Zelten übernachten kann. Natürlich gibt man den Trägern einen Job in dem sie einen Schlafsäcke, Zelte und Essen auf den Berg schleppen, den wir gerade so mit Tagesrucksack geschafft haben, aber für uns war es trotzdem ein komisches Gefühl. Noch erstaunlicher fanden wir, dass die Jungs erst Mal sehr irritiert waren als wir mit ihnen zusammen essen wollten - sie meinten das hätte vor uns noch niemand gefragt. Dann wissen die anderen gar nicht was sie verpasst haben, den wir hatten ein paar lustige Abende auf dem Weg zum Dach Afrikas. Das Erlebnis ist einmalig, man wandert durch verschiedene Vegetationszonen: Von quetschgrün mit bunten Blumen und Affen bis zu hier wächst nichts mehr alles ist grau … Klicke auf das erste Bild um die Fotostrecke zu starten: Reisetips: Tansania gilt als eines der sichersten Reiseländer Afrikas. Informationen zu Gesundheitsvorsorge, Einreise und politischer Situation gibt die Botschaft der Vereinigten Republik Tansania in Bonn. https://www.tanzania-gov.de Ein Visum kann man bei der Ankunft für 50 Dollar bekommen. Wer das im Vorfeld erledigen möchte, wendet sich an die Botschaft. Fliegen: Die beste Reisezeit ist Juni bis Oktober und Dezember bis März. Condor fliegt einmal wöchentlich ab ca. 800 Euro von Frankfurt direkt zum Kilimandscharo International Airport. Wandern: Wir haben unsere Wanderung mit der African Walking Company gemacht und waren super zufrieden. Die Guides Washington und Reagan (kein Scherz) haben uns auch am Gipfeltag aufgemuntert … Wir haben sie über www.africatravelresource.com gebucht. Der DAV-Summit Club bietet verschiedene Routen auf den Kilimandscharo mit deutscher Reiseleitung an (www.dav-summit-club.de). #Tansania #Kilimandscharo #RongaiRoute #Wandern
- Guadeloupe – Den Kopf in den Wolken, die Füsse im Meer
„La Soufriere? ... Oh ... da müsst ihr früh aufstehen. Am besten lauft ihr bei Morgengrauen los, denn nachmittags zieht es immer zu.“ Pierre, der 80-jährige Vater unseres Vermieters, brummt wissend, während er an seiner Pfeife zieht. Ich, grosser Morgenmuffel schreibe seinen Rat als Übersprungshandlung einer senilen Bettflucht zu, die ja manche Leute in diesem Alter ereilt. Wir stehen also am nächsten Morgen bei schönsten Sonnenschein gemütlich auf, frühstücken ausgiebig auf unserer Terrasse mit Blick über tropisch bewachsene, quietschgrüne Berge bis hinunter zum Meer. Willkommen auf der Schmetterlingsinsel Während wir frischen Ananas-Saft trinken, schlürfen keinen Meter von uns entfernt Kolibris den Nektar der bunten Blumen, die überall prächtig gedeihen. Ein orange-gelbener Schmetterling gesellt sich zu den Vögeln und macht das Bild von Guadeloupe für einen kurzen Moment perfekt, denn die Insel wird – wegen ihrer Form: zwei einzelne Inseln, die nur durch eine schmale Landbrücke verbunden sind – auch die Schmetterlingsinsel genannt. Der rechte Flügel ist eher flach. Hier gibt es viele Zuckerrohrplantagen und auch die dazugehörigen Rum-Destillerien, sowie weisse Strände, die von Palmen und Mangroven gesäumt sind. Der linke Flügel heisst Basse-Terre und ist der bergige, vom Dschungel bewachsene Teil der Insel. Hier erhebt sich auch der aktive Vulkan „La Soufrière“, der mit 1467 Höhenmeter der höchste Berg der kleinen Antillen ist. Und genau dort wollen wir heute hinauf. Mit Mühe reissen wir uns von unserem Paradiesgärtlein los. Die Küstenstrasse schlängelt sich hinauf und hinab, an steilen Klippen vorbei, durch mehrere kleine Ortschaften mit bunten Holzhäusern am Strand. Wir nehmen die Strasse landeinwärts nach St Claude, einem alten Thermalbad am Fusse des Berges. Von hier wird der Dschungel immer dichter und die Strasse immer schmaler. 10.000 mm Regen pro Jahr (das ist extrem hoch: die Vergleichszahl Heidelbergs liegt bei 745 mm) sorgen dafür, dass die Vegetation hier besonders üppig gedeiht. Unsere Wanderung startet bei den „Bains Jaunes" – einem Pool, der durch vulkanisch erwärmtes Wasser gespeist wird. Der hohe Eisengehalt färbt die Wände des Beckens immer wieder gelb, obwohl sie einmal in der Woche gereinigt werden. Momentan ist uns nach dem kurzen Anstieg ziemlich warm, daher lassen wir die heissen Quellen erst einmal links liegen. Von hier startet der gut ausgezeichnete und ausgebaute Wanderweg gemächlich den Berg hinauf. Die Wanderung ist trotz der ca. 680 Höhenmeter, die überwunden werden müssen, für jedermann gut machbar und so mischen sich hier perfekt ausgerüstete Outdoor-Touristen mit Einheimischen in Flip-Flops. Alle verfolgen das gleiche Ziel: einmal auf der Bergspitze zu stehen, solange es sie noch gibt. Der Vulkan ist einer der am best überwachtesten der Welt, Sorgen um einen unerwarteten Vulkanausbruch sind unbegründet. Aber Seismologen sind sich sicher, dass der Vulkan innerhalb der nächsten 500 Jahre ausbrechen und dabei höchstwahrscheinlich weite Teile der Insel zerstören wird. 500 Jahre erscheint uns doch eine ausreichend lange Zeitspanne, und so laufen wir gemütlich den Chemin des Dames (Damenweg) in spitzen Kehren hoch hinauf. Ein dicker dichter grüner Teppich aus Farn bedeckt die Flanken des Berges, die so weit oben aber nicht mehr so hoch wachsen, so dass wir bis hinunter auf das Meer schauen können. Schon beim Anstieg kommen wir an einigen Felsspalten vorbei, aus denen uns nach faulen Eiern riechende Schwefelwolken entgegenkommen. Zu unserem Erschrecken stellen wir fest, dass es sich nicht nur um Schwefelwolken handelt, sondern dass in kürzester Zeit tatsächlich - wie aus dem Nichts - Wolken am Berg aufgezogen sind. Kurz vor dem Gipfelplateau sehen wir kaum noch die Hand vor den Augen. Der höchste Punkt ist mit einem gelben Schild „La Découverte 1467m“ beschriftet. Allerdings gibt es hier nichts zu découvrieren (entdecken), denn wir sehen nur Nebel. Sobald die Sonne weg ist, wird es auf dieser Höhe auch schnell kühl, und so ziehen wir – etwas enttäuscht ob unserer Beratungsresistenz gegen die guten Tips von Pierre - den Rückzug an. Dieses Mal lassen wir die heissen Quellen am Fusse des Berges nicht aus, sondern nutzen sie, um uns wieder aufzuwärmen. Réserve Cousteau der einzige Unterwasser-Naturpark Frankreichs Zurück an der Küste begrüsst uns die Sonne, als könnte sie kein Wässerchen trüben. So beschliessen wir, in Malendure ein Kayak zu leihen, um zum berühmten Réserve Cousteau zu paddeln, dem einzigen Unterwasser-Naturpark Frankreichs. Hier wurden 1955 Teile des preisgekrönten Films „Die schweigende Welt“ des berühmten Meeresforschers Jaques-Yves Cousteau gedreht. Heute hat sich um den schwarzen, vulkanischen Strand von Malendure eine kleine Ansammlung von Restaurants, Verkaufsbuden, Tauchanbietern und Kayakverleihern gebildet. Wir mieten uns Taucherbrille, Schnorchel, ein Boot und paddeln damit - in nur einer halben Stunde - durch türkisblaues Wasser zur vorgelagerten Insel Îlets de Pigeon. In einer kleinen Bucht bildet der schneeweisse Sand einen schönen Kontrast zu den schwarzen Felsen und bietet auch ausreichend Platz, um unser Boot an Land zu ziehen. Ein Leguan sonnt sich auf den dunkelnen Steinen und streckt, als ich mich ihm mit meiner Kamera nähere, seinen Kopf in die Höhe um mir seine imposante Halsfalte zu zeigen. Unklar, ob er imponieren oder drohen will, also ziehe ich mich lieber an den Strand zurück. Wir schnappen uns die Schnorchelausrüstung und tauchen ein in die bunte Unterwasserwelt – Fischwärme knabbern an den Korallen, die sich gemächlich in den Wellen hin und her bewegen. Eine Wasserschildkröte zieht gänzlich unbeeindruckt vorüber, während wir vor Freude so hyperventilieren, dass wir Salzwasser schlucken. Beim Auftauchen aus der Unterwasserwelt spannt sich ein bunter Regenbogen von der sonnendurchfluteten Küste bis hin zu den dunklen Wolken, die sich über den Bergen im Landesinneren auftürmen. In Guadeloupe liegen Berge/Strand und Sonne/Regen sehr nah bei einander. Zurück am Strand von Malendure hat man den Top Spot für einen karibischen Traum-Sonnenuntergang: sie wandert direkt zwischen den zwei Hügeln der Îlets de Pigeon ins Meer. Kaum rollt unser Auto auf den Parkplatz vor unserer Unterkunft, als auch schon Pierre aus dem Haus schlurft. „Und habt ihr den Sonnenaufgang auf dem Gipfel gesehen – ich habe heute morgen geschaut: Er war frei!“ Zähneknirschend müssen wir zugeben, dass wir zu spät waren. Aber dann erzählen wir ihm von unserer Wanderung, dem Kayak-Ausflug, den vielen Tieren und dem traumhaften Sonnenuntergang am Strand – so viele tolle Erlebnisse an einem Tag, da kann man den Sonnenaufgang ja schon Mal verpassen, oder? Ein perfekter Tag auf Guadeloupe braucht Ti-Punch Pierre brummt etwas wie „Pah ... Touristen ... Langschläfer“ und zündet sich brummend seine Pfeife wieder an. Nach einer kurzen Pause grinst er uns doch wieder an: „Soso, ihr meint, ihr hättet heute schon viel erlebt ... um einen Tag in Guadeloupe perfekt zu machen, müssen wir jetzt auf jeden Fall noch einen Ti- Punch trinken.“ Rezept Ti Punch – Der Drink schlechthin auf Guadeloupe Ti ist eine Abkürzung von petit (also kleiner Punch). Zutaten: 1 cl 4-6 cl 1 Scheibe 0.5-1 cl Die Zubereitung ist simpel: Alle Zutaten auf Würfeleis im Gästeglas verrühren, Limettenscheibe dazugeben und ohne Trinkhalm servieren. Allgemeine Auskünfte: http://www.guadeloupe-islands.com gibt mit vielen Bildern einen guten Überblick, was auf den fünf verschiedenen Inseln erlebenswert ist. Internationale Vorwahl: +590 Währung: Euro Die Einreise ist für EU-Bürger mit einem Personalausweis möglich. Falls Sie während des Urlaubs andere – nicht-französische - Inseln besuchen wollen, benötigen Sie einen Reisepass. Reisezeit: Obwohl Guadeloupe das ganze Jahr schön tropisch warm ist, gibt es doch eine Trocken- (Dezember-Mai) und eine Regenzeit (Juni-November). Den August und September gilt es zu meiden, denn hier kommen zu den sintflutartigen Regenfällen auch noch der ein oder andere Wirbelsturm. Anreise: Airfrance bietet Direktflüge ab Paris Orly. Ein Europa-Spezial Ticket der Deutschen Bahn in die französische Hauptstadt gibt es ab 39€. Vom Bahnhof geht es mit der Metro und dem Orlybus zum Flughafen Orly. Natürlich kann man auch nach Paris fliegen — dort muss man dann aber auch den Flughafen wechseln. Übernachten: Die Tainos Cottages sind nicht günstig. Wer allerdings erst einmal die wunderschön am Ende des Strandes Grand Anse gelegenen Hütten gesehen hat, will nicht mehr gehen ... Plage de Grand Anse, 97126 Deshaies, Frankreich, tainoscottages.fr, Tel: +590 590 28-4442 Doppelzimmer ab 150€ pro Nacht incl. Frühstück Selbstversorgerhütten am Berg mit Blick auf das Meer gibt es ab 540€ pro Woche in den Ecolodges Bungalows Arsenault, 442, Allée du Coeur, 97126 Deshaies, Guadeloupe FWI, Tel: 0590284774 Mob: 0690727285 Unter www.antilles-guadeloupe.fr findest Du tolle Villen mit Swimmingpool, meist direkt am Meer. Eine breite Auswahl an Unterkünften gibt es auf http://www.gitesdefrance-guadeloupe.com Essen: Leckere Cocktails und überwältigenden Fusion-Food direkt über dem Meer gibt es im Paradise Kafe. 83 Boulevard des Poissonniers, Deshaies 97126, Tel +590 690 19-4009 #Guadeloupe #Wandern #LaSoufriere #Meer
- Zeeland - Ich will Meer!
Was gibt es Schöneres, als sich im Winter - selbst bei grauen Wetter - den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen und am Meer spazieren zu gehen? Nichts? Doch! Das Ganze macht noch viel mehr Spass, wenn man auf einem gut gelaunten Pferdchen die Brandung im Jagdgalopp hochspritzen lassen kann. Breite Strände an denen man es mal so richtig laufen lassen kann, gibt es in Zeeland reichlich. Und wer im wahrsten Sinne des Wortes laufen will der wird auch nicht enttäuscht: Überall gibt es gut ausgebaute Wander- und Radwege. Eine Sache ist allerdings ziemlich verwirrend: Die Knotenpunkte. Anstatt normaler Wegweiser gibt es hier Pfosten, die man erst mal finden muss … die einem nicht einen Ort sagen, sondern nur Zahlen. Ich kam mir am Anfang vor, wie in einem Spiel bei dem ich die Regel nicht so ganz verstehe. Jeder Knotenpunkt hat eine Nummer und so wird mit Pfeilen die Richtung zur Nummer vom nächsten Knotenpunkt ausgegeben … so weit so gut … aber wenn man keine Karte hat auf denen man sieht, wo die jeweiligen Knotenpunkte liegen ist man ziemlich verloren. Naja … das schöne am Meer ist, dass zumindest ein Weg ja ziemlich klar ist :;)! Hier mal wie so eine Karte aussieht. Solche gibt es für 1,50€ im Hotel, oder bei der Tourist Information zu kaufen. Viel besser ist allerdings die Seite von route.nl - Hier kann man sich aussuchen, ob man Radfahren, oder Wandern will; in welcher Region und wie lange und das Alles ganz kostenlos. Da wir im Hotel "De Zeeuwse Stromen" geschlafen haben, haben wir zwei Wanderungen von dort aus gemacht. Jeweils am Strand hin und durch die Dünen zurück. Die Homepage vom Hotel "De Zeeuwse Stromen" ist nicht gut. Irgendwie sagt es immer es wären keine Zimmer frei. Am besten anrufen, dann bekommt man auch einen besseren Tarif, als bei booking.com. Wir fanden das Dünenzimmer - ein kleines Holzhäuschen mit Schlafzimmer unter dem Dach sehr nett. Einziges Manko: Es gab keine Wasserkocher um sich nach der Wanderung mit einem Tee aufzuwärmen. Dafür gibt es im Haupthaus eine Sauna, ein Schwimmbad und ein Dampfbad. Sand, Dünen und Meer - wo weit das Auge schaut. Wenn man von Renesse am Strand entlang nach Osten käuft, kommt man kurz vor dem Brouwersdamm zum Beachclub Perry. Hier hätte ich vor dem Feuer mit Blick aufs Meer den ganzen Tag verbringen können … mit lecker Trinken und Essen als Beigabe :;)! Übrigens sind Domburg und Zierkzee zwei superschöne Städtchen, die sich zum Bummeln und Kaffeetrinken wirklich anbieten. Wer reiten will, kann bei der Mange Grol einen Ausritt buchen. Keine Angst - mit Zirkus hat das nichts zu tun … Der Stall liegt direkt in Renesse, ist ziemlich gross und jetzt auf den ersten Blick nicht supertoll. Allerdings durfte ich mir ein Pferd aussuchen und hatte mit Liselotte als Begleiterin super Glück. Alex, das Pferd, hatte schön Feuer und am Reitgelände gibt es wirklich gar nichts auszusetzen … von daher kann ich es 100% empfehlen. Nach drei Tagen musste ich feststellen, dass mein Name doch Programm ist … Ich bin irgendwie schon ein Nordlicht und liebe das Meer! #Meer #Zeeland #Wandern #Niederlande #Reiten
- Südindien - Indien für Anfänger
Indien ist eine andere, unerwartete, mystische, bunte, manchmal anstrengende aber immer faszinierende neue Welt. Der Süden ist deutlich entspannter, als der Norden … und damit der perfekte Einstieg für Indienreisende. Wir sind in Chennai gestartet, haben dort Malappuram besucht, sind mit den Flieger weiter nach Trivandrum und von dort mit dem Zug an den Strand von Varkala. In Kerala sind wir dann mit dem Hausboot durch die Backwaters geschippert und von dort, mit dem Taxi, in die Berge nach Kumily gefahren. Eigentlich wollten wir hier im Nationalpark Tiger sehen, leider ohne Erfolg, der Ausflug war trotzdem lustig … Weiter ging es nach Munnar … Hier gibt es Teeplantage so weit das Auge reicht. Mit dem öffentlichen Bus dauert es fast 1,5 Tage von dort nach Mysore, der beleuchtete Palast hat das lange Sitzen wieder wett gemacht und Busfahrern ist in Indien besser als Fernsehschauen, da sich draussen immer ein unglaubliches Spektakel an Farben, Gebäuden und Situationen entfaltet. Ein Taxi brachte uns weiter zu der verlassenen Tempelstadt von Hampi. Wo ich hautnah dabei war, als ein besoffener Fakir seine Schlange einen Menschen beissen lies, obwohl diese noch ihr Gift hatte. Der Mensch ist knappe 3h später gestorben - seitdem mach' ich einen Bogen um Schlangen. Wahrscheinlich hatten wir Glück, da wir vorher von einem Tempelelefanten gesegnet wurden … Nach so viel Action ruft Goa und der Strand. Am Strand von Patnem können wir endlich die Füsse hochlegen! Klicke auf das erste Bild um die Fotostrecke zu starten: Tips & Tricks: Mein bester Trick: Zeit mitbringen und sich nicht aus der Ruhr bringen lassen. Wir haben die meisten Situationen problemlos gemeistert in dem wir einfach Karten gespielt haben … In den meisten lokalen Restaurants im Süden wird kein Alkohol ausgeschenkt. Manchmal gibt es "Magic Teas" - es ist Bier, welches zur Tarnung in eine Teekanne umgefüllt wurde. Hier nur ein paar Reisetips, die meisten sind von meiner Freundin Alex, die drei Jahre in Chennai gelebt hat: Mein Lieblingsplatz in Chennai ist das Cafe Amethyst - es liegt in einem kleinen Garten in einem alten Kolonialgebäude. Hier kann man sich super Café trinken und sich fabelhaft vom Trubel entspannen. Auch in der Nähe von Chennai, aber direkt am Strand gelegen ist das Kippling Cafe. Hier kann man in kleinen Bambus-Hütten direkt am Strand essen. Es gibt auch ein Rooftop Restaurant und eine Cocktail Bar. Die Preise sind für Indien nicht günstig für Deutschland aber schon … Wer nicht in einer Hotelkette schlafen will, kann sich ein Zimmer Annsun Boutique Hotel buchen. An den Stränden in Goa wird (leider) ständig gebaut, verändert und Besitzer wechseln … Patnem ist heute noch eine süsser, chilliger Strand, wie aus dem Bilderbuch. Wir haben im Home Beach Resort geschlafen. Obwohl die Zimmer eigentlich ruhig und direkt am Meer sind, würde ich Ohropax (wie überall in Indien) dringend empfehlen … die Hunde können nachts nämlich ziemlich nerven. #Goa #Chennai #Kerala #Südindien #Indien
- Sri Lanka - Perle des indischen Ozeans
Endlose Strände, uralte Kultur, freundliche Menschen, Elefanten auf der Strasse, günstige Preise, geschmackvolle Unterkünfte, entspannendes Ayurveda, springende Delphine, im Wind rauschende Palmenhaine und super leckeres Essen Sri Lanka war viele Jahre durch den Bürgerkrieg von der Reisekarte verschwunden. Glücklicherweise herrscht seit 2009 Frieden auf der ganzen Insel und so kann das wörtlich übersetzt "strahlend schöne Land" endlich wieder erkundet werden. Die authentischsten Gefährte für kurze Strecken sind die quietschbunten Tuk Tuks. Klicke auf das erste Bild um die Fotostrecke zu starten: Schlafen: Im Nordwesten hat Glenn das traumhafte "Udekki" eingerichtet. Alle Zimmer haben so coole Einrichtungsideen, das ich gar nicht weiss was ich als ersten umsetzten soll. Der Strand ist nicht der schönste in Sri Lanka, da man weiter entfernt auf Industrie Anlagen schaut. Vom dem abgesehen, kann man meinen man wäre im Paradies gelandet. Absolute Ruhe! Wer also man ein paar Tage in schönster Umgebung einfach mal ausspannen will, der ist hier genau richtig. Besonders gut hat uns "The Spice House" in Mirissa gefallen. Phil ist ein Engländer und vielleicht ein bisschen selstsam. Seine Frau Wathsala ist aus Sri Lanka und super witzig. Sie hat angeblich das Rezept für ein Elixier, das die ewige Jugend gibt. Nachdem wir sich 15 Jahre jünger geschätzt haben, stimmt es vielleicht. Das Guest House ist super schön eingerichtet. Es gibt einen grossen, tropisch grünen Garten mit einem wundervollen Pool. Der Strand ist einmal über die Strasse und in ca 5 Minuten zu Fuss zu erreichen. Phil und Wathsala haben uns einen Fahrer für unsere Kulturtour durch Sri Lanka besorgt und auch die Unterkünfte klar gemacht. In Mirissa gibt es zahlreiche Restaurants am Strand. Mit Vorbestellung kann man Abends auch im Spice House auf der Terrasse essen - was wir Alle sehr lecker fanden! Tip: Bucht ein Zimmer zum Garten hin. Obwohl nach vorne zwar das Meer sehen kann sind die Unterkünfte nach hinten auf jeden Fall leiser … und der Blick in den Garten mit Pool sind traumhaft. Unternehmen: Neben einer Tour zu den alten Kulturstätten im Land. Gibt es zahlreiche andere Unternehmungen, die sich anbieten. Ich hätte wahnsinnig gerne Blauwale gesehen, aber obwohl wir drei Mal aufs Meere gefahren sind, haben wir nur 2 Pilotwale und unzählige Delphine gesehen. Grundsätzlich fahren vielleicht einfach zu viele dicke Pötte auf dem Meer. Auf jeden Fall sollte ihr eine Spice-Farm besuchen. hier lernt man nicht nur, wo der Pfeffer wächst, sondern auch welche Kräuter für/gegen was gut sind … Vorsichtig mit der Enthaarungscreme - Richard wachsen bis heute keine Haare an der Stelle am Bein :;)! Natürlich gibt es auch zahlreiche Spas, die Ayurveda anbieten. Wir waren im Secret Root Spa in Mirissa und waren von dem "Secret Garden" in einem Palmenhain ganz begeistert. Als Frau würde ich mich allerdings auch nur von einer Frau massieren lassen … #SriLanka #Strand #Kultur
- Hamburg - "darüber solltest Du erst mal feiern"
Manchmal kommt man ja zu einem unerwartet, coolen Ausflug, wie eine Jungfrau zum Kind … Eigentlich wollte ich mit einer Freundin eine andere Freundin im Krankenhaus besuchen. Da dieses Krankenhaus in Hamburg liegt, planten wir spontan einen Kurztrip mit Übernachtung. Mit der BahnCard ist so eine Zugreise erschwinglich und viel entspannter als im Auto - zumindest wenn der Zug keine Verspätung hat. Unser Hotel "Fritz im Pyjama" lag direkt an der U-Bahn Station Sternenschanze. Die Rezeption befindet sich, wie Harry Potters Zimmer unter der Treppe. Die Zimmer sind schick und gross. Allerdings sollte man nicht all zu lärmempfindlich sein, da die U-Bahn sehr nahe ist. Ohropax liegen am Bett … sowie Glückskekse, als Betthupferl … Auf meinem stand "darüber solltest Du erst mal feiern" und ich fand das ein sehr gutes Motto. Direkt über der Strasse liegt "Die Bullerei" - wer, wie ich, keine Kochsendungen schaut, den will ich hiermit aufklären: Es ist das Restaurant von Tim Mälzer. Eigentlich wollten wir nur kurz auf die Karte schauen … zu unserer Überraschung waren die Preise gar nicht so schlimm … und Platz gab es auch. Es gibt ein günstigeres Bullerei Deli in dem es auch einen Mittagstisch gibt. Wir waren abends im Restaurant und die Bedienung war super freundlich und ungeschniegelt. Mein "Bullenfutter" - so heisst Salat in so einem Fleischrestaurant - war gut und günstig. Kontrastprogramm gab es danach in "Omas Apotheke" einem eher rustikalen Laden, der vom Frühstück über Abendessen bis hin zum Cocktails Alles anbietet. Besonders nett fanden wir, dass uns der Kellner mit "Na ihr Süssen" angeredet hat :;)! Für den Morgen danach gibt es - nicht weit entfernt - das super süsse Café Herr Max. An den Wänden des ehemaligen Milchladens hängen wunderschöne, alte Fliesen und die Möbel sind bunt zusammen gewürfelt. Man findet sicher einen gemütlichen Sessel, in den man sich zum Kaffee trinken fläzen kann … Wer von H&M, Zara und anderen Ketten die Nase voll hat, findet im Schanzenviertel bestimmt genügend kleine Lädchen, die zum Shoppen einladen. Wir haben schon für nur einmal die Susannenstrasse hoch und runter relativ viel Zeit gebraucht. Ich liebe die roten Fahrräder vom StadtRAD. Das erste Mal anmelden ist nervig, danach geht es ganz einfach: Karte in das Terminal schieben, Fahrrad rausholen und losgeht's. Bis zu 30 Minuten ist es umsonst. Für den ganzen Tag kostet es maximal 12€. Unser grosses Event für den Abend war ein Besuch in der Elbphilharmonie. Ich weiss es gibt eigentlich auf Monate hinaus keine Karten - wir hatten Glück. Allerdings gibt es gute Chancen 90 Minuten vor Aufführungsbeginn an der Abendkasse eine Karte (die nicht von Sponsoren genutzt wird etc) zu ergattern. Allerdings sollte man sich auf jeden Fall nochmal Mal eine halbe Stunde vorher in die Schlange stellen. Der Bau is absolut pompös und nicht für Effizienz, sondern eindeutig zum Repräsentieren geschaffen. Allerdings ist die Aussicht von der 12. und 13. Etage runter auf den Hafen und die Stadt einfach gigantisch. Der grosse Saal wirkt dagegen eher klein. Cool fand ich die Verkleidung aus Betonplatten, die auf den ersten Blick aussehen, wie organischer Muschelkalk und wahrscheinlich so zu einer guten Akustik führen. Der Dirigent brauchte für seine Ansprache kein Mikro. Wir haben in Hamburg ein Konzert der Mannheimer Philharmoniker gesehen … manchmal liegt das Gute eigentlich doch so nah … #Hamburg #Elbphilharmonie
- Auf Riesensuche am Giant Causeway in Nordirland
Vielleicht sollte ich ja Location Scout bei der Reise Bibel Lonely Planet werden … denn nachdem ich letzte Woche meinen Blog über Belfast geschrieben habe und für diese Woche den Giants Causeway 100 km weiter nördlich geplant hatte, habe ich per Zufall, die "Best in Travel 2018"- Liste vom Lonely Planet gesehen. Und was steht als erstes Reiseziel bei "Top Regions"? Belfast und der Giants Causeway! Klicke auf das erste Bild: Um den Giant’s Causeway, der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde, ranken sich zahlreiche Legenden. Als Kind hatte ich das "Grosse Buch der Riesen" dass ich über Alles geliebt habe. Darin gab es nicht nur sehr viele lustige Zeichnungen von Riesen, wie sie sich gerne selber sehen (schön, schlank, muskulös) und der Realität (Knubbelnase, Doppelkinn, Hängebauch …), sondern auch diverse Sagen zu Landschaften, die die Kolosse angeblich erschaffen haben. So wohnte hier in Nordirland an der Strasse der Riesen der Riese Finn McCool - seines Zeichens Kommandant in der Armee des Königs von Tara, - und scheinbar eher ein Grossmaul, der mit dem schottischen Riesen Benandonner im Klinisch lag. Kurzerhand legte Finn einen Damm (den Giants Causeway) an und marschierte mit seinen Siebenmeilenstiefeln über die irische See nach Staffa. Als er dort angekommen war und die Größe des Widersachers sah, verließ ihn jedoch schnell der Mut (Feigling). Er gab Fersengeld und machte sich auf den schnellsten Weg zurück nach Irland. Der schottische Riese wiederum nahm die Verfolgung auf und lief ihm über den Damm nach. Finns überaus kluge Frau erkannte die Gefahr, steckte ihren Mann in Babykleider, verpasste ihm einen überdimensionalen Schnuller und legte ihn in ein gigantisches Kinderbett direkt an der Küste. Als der Koloss aus Schottland das vermeintliche Riesenbaby sah und sich gleichzeitig vorstellte, wie groß und stark der Vater sein müsste, flüchtete Benandonner zurück nach Schottland und ward nie wieder gesehen. 1991 und heute Die Geschichte fand ich so lustig, dass ich schon 1991 mit meiner Freundin per Interrail hier her kam. Finn haben wir leider nicht gesehen, aber die Küste fand ich so toll, dass ich auch gerne ein zweites Mal gekommen bin … Entlang der Küste gibt es viele Wanderwege. Wir sind meistens einfach von einem Ort zum nächsten an der Küste entlang gelaufen und dann mit dem Bus zurück Rund um den Giants Causeway gibt es aber auch einen 11km langen Rundweg, der bei outdooractive.com gut beschrieben ist. Nach der Wanderung waren wir bis auf die Knochen durchgefroren. Im nahe gelegenen Dorf Bushmills gibt es die gleichnamige Whiskey Destillerie - angeblich die älteste der Welt. Obwohl ich sonst nicht so der Whiskey Trinker bin, fand ich diesen ziemlich lecker und vor Allem wärmend. Die Tour durch die Fabrik ist auch auf jeden Fall empfehlenswert. Der National Trust vermietet ganz in der Nähe in der White Park Bay, direkt am Meer, eine kuschlige Hütte für 6 Personen. Allerdings muss man diese mindestens für 3 Nächte buchen. Das Interrail Ticket gibt es auch heute noch. Natürlich ist man nicht ganz so flexibel, wie mit einem Mietwagen, aber dafür haben wir damals unglaubliche Erlebnisse mit nach Hause gebracht … Wie beispielsweise der Pfarrer George, der uns nachts mit seiner Frau auf einer Strasse in Belfast (damals durchaus noch eher richtig gefährlich) aufgelesen hat und uns einlud bei ihnen zu übernachten. Das gerade auch noch ein Gospel-Chor zu Besuch war, hat er uns verschwiegen … wäre aber für uns auch kein Hinderungsgrund gewesen. #Nordirland #GiantsCauseway #Wandern