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Von Christen und Mauren - Es Firo auf Mallorca

Bei der „Es Firo“ in Sóller kennt Mallorca nur Schwarz und Weiss.

Es Firo Soller Mallorca

Wer es auf Mallorca mal so richtig krachen lassen will, der sollte am 2. Mai Wochenende zum Stadtfest nach Soller fahren. Hier wird - mit totalem Verzicht auf Political Correctness - der Sieg vom 11. Mai 1561 der mallorquinischen Christen über die Mauren gefeiert. Schon Wochen vorher zieren wahlweise der Halbmond oder das Kreuz Felswände, Häuser, Leuchttürme und Autos - die ganze Stadt ist im Feierfieber. Kein Wunder: die „Firo de Sóller“ dauert 11 Tage, da muss man wirklich in bester Partylaune sein.

Normalerweise ist Soller eine eher beschauliche Stadt in den Bergen der Tramuntana, aber an jenem zweiten Maiwochenende ist es vorbei mit dem Frieden. Die eine Bevölkerungshälfte malt sich mit Schuhcreme schwarz an, schmeisst sich in arabisch anmutende Kleidung, setzt sich Turbane auf den Kopf und lässt am Strand den Kampf zwischen Mauren und Christen neu aufleben. Auch die „weisse“ Bevölkerungshälfte lässt sich bei diesem Anlass nicht lumpen: liebevoll selbstgenähte Trachten werden stolz von alt und jung getragen. Egal ob zur Blumenniederlegung in der Kathedrale, oder auch zum wilden Kampf am Strand.


Hier die Termine 2022 - leider nur auf mallorquin:

https://www.sollerweb.com/POSTERS/SAFIRA2022.pdf

Klicke auf das erste Bild um die Fotostrecke zu starten:

Die wilde Fiesta hat allerdings nicht nur Freunde, denn die halbe Insel fährt in diesen Tagen zum Feiern nach Sóller. Die Stadt ist bemüht, den Sauftourismus in Grenzen zu halten und wird auch dieses Jahr wieder den Zutritt zum Dorfplatz zahlenmässig beschränken. Eine englische Dame ist entsetzt, als ich erzähle, dass ich zur Firo gehen will und rät mir, vorsichtig zu sein, "da dort auch gegrapscht wird“ (entspricht nicht meiner persönlichen Erfahrung, habe aber vielleicht auch nur Glück gehabt). Durch strenge Alkoholkontrollen an den Ortsausfahrten versucht die Polizei indirekt dazu beizutragen, dass sich an dem Schauspiel weniger "Sauf-Touristen" aus anderen Orten beteiligen - vor Allem da die Fiesta die letzten 2 Jahre ausfiel … und bestimmt wild nachgefeiert werden soll.

Juan Rodrigez, ein älterer, mallorquinischer Herr, wischt meine Bedenken beiseite:

„Klar ist es laut und wild, so war es schon immer. Was glaubt Du erst, wie es 1561 war … und wenn es Dir zu wild wird, dann gehst Du einfach ins Hotel“.

Weise Worte eines - allerdings halbtauben - Mannes und so stürze ich mich ins wilde Getümmel.

Der Höhepunkt der Festlichkeiten findet Montags nachmittags statt - die nachgestellte Invasion. Aus eigener Erfahrung kann ich empfehlen, alte Kleider und Ohropax zu tragen - es wird garantiert laut. Auch den Lieblingsstrohhut würde ich an diesem Tag besser im Koffer lassen. Denn der mit Schuhcreme schwarz bemalte Maure hinterlässt nicht nur gerne seine Fingerspuren auf - vorzugsweise weiblicher - Kleidung. Er klaut auch gerne - vorzugsweise männliche - Strohhüte, wirft sie in die Luft und zerschiesst sie! Die Mauren landen mit Schiffen am Strand von „Repic", wo sie von der „bäuerlichen“ Bevölkerung mit einer riesigen Rauchwolke empfangen werden. Die Bauern unterliegen und so zieht die ganze Schar - zu diesem Zeitpunkt schon sichtlich angeheitert - 4km hinauf zur Stadt. Als Ausnüchterung dient dieser Marsch meist nicht, denn beide Seiten sind nicht nur bewaffnet, sie haben mit reichlich Trinkflaschen auch ihr Überleben gesichert … Auf halber Strecke greifen die tapferen Frauen von Soller ins Geschehen ein und treiben die Mauren erst mal in die Flucht. Die letzte Schlacht findet dann vor der Kathedrale Sant Bartomeu statt: Feuerwerk, Schüsse, grosse Menschenmassen, die mal hierhin und mal dorthin schieben, und dann haben die Mallorquiner endlich gewonnen. Mauren und Christen setzen sich in ihre Lieblingsbars, lecken ihre Wunden und überlegen sich schon den Ablauf für das nächste Jahr.

Wer also bereit ist, einen Tag lang alle „Health & Safety“ Bestimmungen über Bord zu werfen, Menschenmassen, Saufgelage und Lärm liebt, der kann an diesem Wochenende in Mallorca einen Heidenspass haben.

Wer ohne Tinnitus und Alkoholvergiftung davon kommen will, findet bestimmt auch etwas bei den anderen Veranstaltungen, die die ganze Woche stattfinden.


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