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48h Porto - eine Stadt im Höhenflug

​​„Früher wollte hier niemand wohnen, die Leute sind raus aus der Stadt gezogen – in moderne Wohnungen mit Fahrstuhl und allen anderen Annehmlichkeiten, die Neubauten so mit sich bringen.

As ich vor vier Jahren in die Altstadt zog, um das verfallene Haus meiner Grosseltern zu restaurieren, sagten meine Eltern: Bist Du verrückt, wenn Dir was passiert, ist keiner da, um Dir zu helfen!“.Sofia seufzt.

„Damals war die Innenstadt fast verlassen, hier wohnten nur noch alte Leute.

Die monatliche Miete für das ganze Haus war seit Jahrzehnten 15 Euro, durfte nicht angehoben werden, und das Mietanrecht wurde vererbt. Für Vermieter gab es eigentlich keine Chance, dem Mieter zu kündigen. Somit hatte niemand Geld für Instandsetzungsmassnahmen – Porto verfiel langsam, aber sicher. Für Touristen mögen die verfallenen Gebäude ja vielleicht romantisch aussehen, aber die Stadt war eigentlich nicht mehr bewohnbar.“

Glücklicherweise wurde vor vier Jahren das Gesetz geändert.

Jetzt wird an vielen Ecken der Stadt restauriert, gebaut, instandgesetzt. Sofia war eine der Ersten, die sich an eine Renovierung wagte. Inzwischen ist das Haus in der Rua do Almada ein echtes Schmuckstück und seit 2 Jahren vermietet sie die liebevoll eingerichteten Zimmer ihres „Porto Vintage Guesthouse“ auch an Touristen.

Porto ist hip!

Billigflieger aus ganz Europa steuern die Stadt am Douro regelmässig an und bringen Besucher, die schlafen und essen wollen.

Damit kommen auch dringend benötigte Arbeitsplätze – der Norden Portugals war von der Weltwirtschaftskrise besonders getroffen.

Die Internetplatform „European best destination“ hat Porto zum besten europäischen Reiseziel 2017 gekürt.

Aus gutem Grund: Die putzmuntere Stadt erhebt sich mit einer wilden Mischung aus bunten Häusschen, grandiosen Palästen, Kathedralen und Plätzen an beiden Seiten des Flussufers. Strassenkünstler, Museen, Street Art und Konzerte beweisen, dass hier inzwischen wieder viele junge Leute wohnen. Grossartiger Wein aus dem nahegelegen Douro-Tal, alte Tapas-Bars, hippe Restaurants und jahrhundertealte Portweinkellereien laden zum Besuch ein – Porto hat wirklich für jeden Geschmack etwas zu bieten.

Hier meine persönlichen Reisetips für einen 48h-Aufenthalt, um dem Charme der Stadt für immer zu verfallen:

Samstag 10 Uhr:

– Ziehen Dir bequeme Schuhe an! Die aufgeführten Stationen kommen auf einen 12km-Laufweg.


Beginnen Sie Ihre Stadterkundung im zweistöckigen „Mercado de Bolhão“ (Rua Formosa, Samstags bis 13 Uhr geöffnet). Das Gebäude aus 1850 ist inzwischen deutlich in die Jahre gekommen, aber immer noch werden hier Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch feilgeboten.

Gleich an der Ecke, am Nordausgang, befindet sich die wunderschöne, von Kopf bis Fuss mit blauen Fliesen bedeckte Kirche „Capela das Almas de Santa Catarina“. Die Kachelbilder zeigen Episoden aus dem Leben des Franz von Assisi und der heiligen Katharina auf.

Nach dem Besuch geht es weiter auf der Rua Santa Catarina – Portos erster Fussgängerzone und attraktivster Einkaufsmeile (auch wenn sich hier vor allem Läden von Einkaufsketten wie Zara oder H&M angesiedelt haben).

11:30 Uhr

Ihren ersten Kaffe haben Sie sich inzwischen redlich verdient und kein Kaffeehaus in Porto ist so imposant wie das „Majestic“ (Rua de Santa Catarina 112). Das 1921 eröffnete Café war nach dem ersten Weltkrieg der Treffpunkt der portoeischen Bohéme – grossflächige, holzgerahmte Spiegel gekrönt von schwebenden Putten, stuckverzierte Decken, Kristalllüster und lederbezogene Sitzgelegenheiten lassen das Ambiente der Belle Époque auch heute noch aufleben. Angeblich hat hier J. K. Rowling ihren ersten Harry Potter Band geschrieben.

12:00 Uhr

Gut gestärkt passieren sie die ebenfalls mit kunstreichen Kacheln verzierte „Igreja de Santo Idelfonso“, um im Bahnhof São Bento zum Höhepunkt der Fliesenmalerei zu kommen. In der Eingangshalle bedecken 20.000 Kacheln eine Fläche von 550m2. Die Bilder zeigen Geschichten über das Reisen und des Fortbewegens. Angesichts all dieser Pracht hatten die Planer des Bahnhofs den Fahrkartenschalter vergessen und bemerkten diesen Fauxpas erst am Vorabend der Eröffnung …

Von hier aus geht es weiter zur Rua de Flores – die Strasse der Blumen. Hier reihen sich Paläste aus dem 16. Jahrhundert und prunkvoll gestaltete Geschäftshäuser aneinander. Nach Gebäudesanierungen (teils noch im Gange) und Umwandlung der Strasse in eine Fussgängerzone gesellen sich Szeneläden, Cafés und Restaurants zu den alteingesessenen Geschäften – eine spannende Mischung.

13 Uhr

Die Strasse endet am Largo de São Domingos. Ein wunderschön leicht am Hang gelegener Platz, dessen zahlreiche Restaurants zu einem Mittagessen in der Sonne einladen. Wir fanden das Restaurante LSD nicht bewusstseinserweiternd, sondern sehr lecker.

14 Uhr

Gleich gegenüber sind die wechselnden Ausstellungen im Palácio das Artes (Kunstpalast) immer einen Besuch wert. Bei unserem Besuch konnten wir mehreren Künstlern bei ihrer Arbeit zu schauen. So erweckte z.B. die Architektin Marta Vilarinho de Freitas (https://www.instagram.com/martavilarinhodefreitas/) mit wenigen Strichen die Skyline von Porto zum Leben.

15 Uhr

Von der Rua des Belomonte führt eine steile Treppe hoch zum Aussichtspunkt „Miradouro do Vitória“. Der Platz ist nicht schön angelegt und eher schmuddelig, aber der Blick zur Kathedrale Sé bis hin zum auf der anderen Seite des Flusses gelegenen „Mosteiro da Serra Pilar“ lässt die äusseren Umstände schnell verzeihen.

16 Uhr

Die Rua S. Bento da Vittória führt direkt zum mahnenden Zeigefinger der Stadt. So nennen zumindest einige Gläugige den von überall aus gut sichtbaren Turm „Torre dos Clérigos“. Im Inneren gibt es keinen Aufzug, aber der Aufstieg der 240 Stufen ist den atembraubenden Panoramblick über die Stadt bis hin zum Fluss alle Mal wert.

17 Uhr

Harry Potter Fans (und allen andern auch) sei ein Besuch der Buchhandlung „Lello“ (Rua das Carmelitas 144) wärmstens empfohlen. Eine schwungvoll gewundene Holztreppe verbindet im Inneren drei mit Büchern vollgestopften Etagen. Sie war wohl das Vorbild für die Treppe in Harry Potters Zauberschule. Inzwischen muss man zwei Häuser weiter ein Eintrittsticket für 3 Euro kaufen, das aber bei einem Buchkauf verrechnet wird.

17:30 Uhr

Nehmen Sie die Metro von der Station „Museus de Universade“ bis zur Station auf der anderen Seite des Flusses „Jardim do Morro“. Das Kloster „Mosteiro da Serra Pilar“ hat bis um 18:30 geöffnet. Besonders ist hier der runde Innenraum, der der römischen Kirche „Santa Maria Rotonda“ nachempfunden ist. Selbst der Kreuzgang ist rund. Für mich ist der Blick von der Terrasse vor dem Kloster der schönste in ganz Porto!

20:00 Uhr

Nach diesem laufintensiven Besichtigungstag ist ein Restaurant nahe der Metro Station „São Bento“ mit kurzer Laufdistanz wahrscheinlich willkommen. Isabel

Canhola spricht perfekt deutsch, da sie mal in Karlsruhe wohnte. Ihr gemütliches Restaurant Tapabento bietet auf zwei schmalen Stockwerken ausgezeichnete iberische Küche.

Sonntag: 10:00 Uhr

Die Portuesen lieben Kunst und auch moderne Archtiketur. Als Kontrastprogramm zum gestrigen Tag empfiehlt sich ein Besuch im Museum für zeitgenössische Kunst „Serralves“ (R. Dom João de Castro 210, 4150-417 Porto, Tel: +351 808 200 543, www.serralves.pt.

Es ist am besten mit dem Taxi zu erreichen. Schlichte kubistische Gebäude liegen wie zusammengewürfelt in einem grosszügigen Park. Die Fenster geben den Blick nach Aussen frei und lassen so Malerei und Natur zu einer Symbiose verschmelzen. Der weitläufige, mit Skulpturen dekorierte Garten lädt zu einem ausgedehnten Sonntagspaziergang ein.


12:00

In nur 20 Minuten laufen Sie vom Museum bis hinab zum Fluss. Hier können sie ab der Station „Fluvial“ die nostalgische Strassenbahn „Eléctrico 1“ nehmen. Sie fährt auch Sonntags alle 20 Minuten Richtung Stadt und der Station „Infante“. Wer will, kann auch entlang des Douro zurück laufen (ca 4km).

13:00 Uhr

Bei der Station „Infante“ führt eine versteckte Gasse (Muro dos Bacalhoeiros) direkt über dem Fluss zum Restaurant „Bacalhau“. Am besten reservieren Sie schon vorher einen der kleinen Tischchen, die direkt auf der schmalen Mauer über dem Wasser thronen.

14:00 Uhr

Die Uferpromenade mit den engen, bunten Häuschen des Stadtteils „Ribeira“ ist visuelles Aushängeschild der Stadt.

Kein Wunder also, dass hier die meisten Besucher sind. Steigen Sie von den „Cais de Ribeira“ die steilen Stufen zu „Kathedrale Sé de Porto“ empor. Das mächtige Gotteshaus wurde bereits 1120 gegründet. Der Platz davor wurde allerdings erst 1930 vom damaligen Diktator Salazar angelegt. Bis vor Kurzem nutzten die einheimischen Frauen die ausgesetzte und windige Lage, um hier ihre Wäsche zu trocknen. Bei unserem Besuch erinnerte nicht nur eine Aktion mit flatternder Wäsche an diese vergangene Tradition - auch eine Tänzerin schwebte an einem Stück Stoff durch den Himmel. Der Besuch der Kathedrale und des Kreuzgangs sind absolut empfehlenswert (Sonntags nur nachmittags geöffnet, Eintritt 3€).

16:00 Uhr

Machen Sie einen kleinen Umweg, um auf dem „Largo de Colégio“ die Rundum-Sicht zu geniessen. Von hier geht es zurück, an der Kathedrale vorbei, zum „Ponte Dom Luis I.“ Die Brücke hat zwei Ebenen: Unten kreuzen Autos und Busse den Fluss, oben Fussgänger und die Metro. Der Blick von hier zu beiden Seiten des Ufers ist gigantisch! Auf der anderen Seite angekommen nehmen Sie die „Rua Rocha Leão“ und dann die steile Gasse die rechts hinunter zum Fluss führt. Hier im Stadtteil „Gaia“ sind die grossen Portweinkellereien angesiedelt.

17:30

Wahrscheinlich ist es egal, welche Kellerei sie besuchen. Uns wurde Ferreira empfohlen (Avenida Ramos Pinto 70, 4400-266, Vila Nova de Gaia, Tel: +351-223 746 106, Sonntags bis 18:00 Uhr geöffnet, Führung mit Portweinprobe 10€). Unsere Führerin Virginie erklärte uns beim Besuch des Weinkellers alles Wissenswerte über die Geschichte, Herstellung und Lagerung des in dieser Stadt allgegenwärtigen Getränks. Die bequemste und schönste Art, zurück auf den Berg und zur Metrostation zu kommen, ist mit dem „Teleférico de Gaia“ (Eine Fahrt 6€) - eine Gondel, die lautlos über der Stadtsilhouette schwebt.

20:00

„Cruel“ – Grausam - hört sich für ein Restaurant reichlich martialisch an. Deshalb gibt es neben dem Menu für die Grausamen auch noch eine Auswahl für die Ängstlichen und Vorsichtigen unter den Essern. Aber keine Sorge: selbst Vegetarier kommen bei diesem ungewöhnlichen Restaurant voll auf ihre Kosten.

Information:

Die Seite http://portoportugalguide.com bietet eine gute Einführung zu Porto und Links zu weiteren detaillierten Informationen.

Hinkommen:

Ryanair fliegt freitags und montags von Baden-Baden nach Porto. Wer früh bucht, kann Flüge – ohne Handgepäck – für 60€ bekommen.

Schlafen:

Porto Vintage Guesthouse, Doppelzimmer mit Frühstück ab 75€. Wer lärmempfindlich ist, bucht sich besser ein Zimmer, das nicht nach vorne zur Strasse geht. Rua do Almada 580-584, 4050-039 PORTO, Tel: +351 916 052 529, www.portovintageguesthouse.pt

„Oh! Porto Apartments“ liegen auf der anderen Seite des Douro und bieten somit auch nachts einen traumhaften Blick auf die Stadt. Die sehr modernen Zimmer liegen 100 m von der Seilbahn Gaia entfernt. Doppelzimmer mit Frühstück ab 98€.

Essen:

Café Majestic (Details im Artikel), Rua Santa Catarina, 112, 4000-442 Porto, Tel: +351 222 003 887, www.cafemajestic.com

Restaurante LSD (Details im Artikel), Largo São Domingos 78, 4050-253 Porto, Tel: +351 910 298 589

Tapabento (Details im Artikel), Rua da Madeira 222, 4000-330 Porto, Tel: +351 912 881 272, www.tapabento.com – unbedingt vorher reservieren!

Bacalhau (Details im Artikel), Muro dos Bacalhoeiros 153, Tel: + 351 960 378 883

Cruel (Details im Artikel), Rua da Picaria, 86/86A, 4050-477, Tel: +351 924 400 259. Unbedingt vorher reservieren!

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